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Dr. King Schultz (Christoph Waltz, l.) und Django (Jamie Foxx, r.) in Sony Pictures' DJANGO UNCHAINED © 2012 Sony Pictures Releasing GmbH

Bei der Premierenvorstellung von "Django Unchained" ging in der Hauptstadt ein Filmemacher und Autor über den roten Teppich, der seit seinen ersten Drehbuchversuchen einen weiten Weg hinter sich gebracht hat. Quentin Tarantinos neuer Film ist fünffach für den Golden Globe und bei den Oscars u.a. für "Bester Film" sowie "Bestes Originaldrehbuch" nominiert. Mit prominenten Namen wie Christoph Waltz, Jamie Foxx, Samuel L. Jackson oder Leonardo di Caprio ist er top besetzt.

Tarantinos Anfänge

Dass sein neues Werk ein hartes Western-Epos ist, grandios fotografiert und mit "Spaghetti-Western“-Soundtrack garniert, ist nur folgerichtig: Schließlich verdankt Tarantino, Sohn eines Italo-Amerikaners und einer Halbblut-Indianerin, seinen Vornamen Quentin angeblich der Figur Quint Asper (ebenfalls Halbblut) aus der Serie "Rauchende Colts".

Seine Vorliebe für B-Movies, Martial Arts, Western und Blaxploitation-Filme und vor allem auch für die dazu passende Musik, der Tarantino in seinem eigenen Werk immer wieder Referenz erwies, war ihm also quasi in die Wiege gelegt.

Aufgewachsen in Los Angeles liebte es der junge Tarantino, in schäbigen Vorstadtkinos – sogenannten "Grindhouses“ – herumzuhängen und die entsprechenden Filme wie ein Schwamm aufzusaugen.

Nach abgebrochener High School, Schauspielausbildung, Videotheken-Jobs und ersten Schreibversuchen war es letztlich ein Kurs beim berühmten Sundance-Festival, der Quentin Tarantino darin bestärkte, Regisseur zu werden.

Kein Geringerer als Terry Gilliam (Monty Python, Regisseur u.a. von "12 Monkeys" und "Fear and Loathing in Las Vegas") machte ihm klar, dass er als Regisseur eigentlich nur wissen müsse, was er wolle – für alles andere gebe es Spezialisten.

Reservoir Dogs und Pulp Fiction

Harvey Keitel war es schließlich, der ihm Anfang der 90er als Darsteller sowie auch finanziell in die Steigbügel half, um "Reservoir Dogs" zu realisieren. Ab diesem Zeitpunkt gab es einen Markt für Tarantinos Drehbücher wie "True Romance" (verfilmt von Tony Scott) oder "Natural Born Killers" (umgesetzt von Oliver Stone).

Erst bei "Pulp Fiction" führte Tarantino wieder selbst Regie: Der mit relativ geringem Budget umgesetzte und mit seinerzeit fast vergessenen Altstars wie John Travolta und Samuel L. Jackson besetzte Film wurde ein gigantischer, bis heute nachwirkender Erfolg.

Er brachte Tarantino einen Drehbuch-Oscar sowie die Goldene Palme in Cannes ein, sorgte für ein Revival der grandiosen im Film verwendeten Musik und für heftige Diskussionen über die Gewaltdarstellungen. Angesichts dessen, was heute nicht nur in Kinofilmen, sondern auch in Computergames und anderen Medien Alltag ist, eine nur noch schwer nachzuvollziehende Debatte…

Jackie Brown und Kill Bill

Nachdem er zwischenzeitlich u.a. das Skript für seinen Freund Robert Rodriguez zu "From Dusk till Dawn" verfasst hatte, machte er sich 1997 an die Dreharbeiten zu "Jackie Brown" und grub abermals fast vergessene Schauspieler für die Hauptrollen aus: seine Jugendidole Pam Grier und Robert Forster.

Die Hommage an das Blaxploitation-Kino der 70er Jahre – Pam Grier war eine Ikone dieses Genres – wurde ebenfalls mehrfach ausgezeichnet, enttäuschte aber manche Fan-Erwartung, weil vergleichsweise wenig Blut floss und die Handlung weniger rasant vorangetrieben wurde.

Das zweiteilige Rachedrama "Kill Bill" erschien fünf Jahre später. Tarantino wandte sich jetzt einerseits asiatischen Kung Fu- und Samurai-Filmen zu, aber im zweiten Teil auch bereits dem Spaghetti-Western. Beides betrieb er wie schon in seinen früheren Filmen mit einer großen Freude am Zitieren und Zerpflücken sowie Neu-Kompilieren von Klassikern der jeweiligen Genres.

War "Jackie Brown" eher langsam und fließend erzählt, legte er nun ein rasantes Actiondrama voller ironischer Übertreibungen vor. "Eine Orgie von Gewalt und Schönheit“, "brillantes, gewalttätiges Entertainment“ nannten Kritiker die "Kill Bill"-Filme, die der Regisseur dem 2003 verstorbenen Charles Bronson widmete, der ebenfalls ein Idol seiner Jugend war.

Ganz oben angekommen

Spätestens jetzt war Tarantino vom Independent-Kultfilmer zum Mainstream-Star geworden, liefen seine Filme in Deutschland nicht mehr "nur“ in Arthouse-Kinos für ein eher studentisches Publikum, sondern lockten die Massen auch in Multiplexcenter.

Das wird bei "DJANGO UNCHAINED" nicht anders sein, auch wenn das passendere Umfeld für einen Tarantino-Film immer noch ein Arthouse-Kino mit nostalgischem Charme sein dürfte – schließlich kann man Tarantino mit Fug und Recht nach wie vor einen Autorenfilmer nennen, der alle wesentlichen Aspekte eines Werkes vom Buch über das Casting, die Musikauswahl und die detailgenaue Ausstattung bis hin zur Regie selbst verantwortet.

Und er steht dem modernen digitalen Kino mehr als skeptisch gegenüber: "Ich werde nie im Leben digital drehen. Das hasse ich, diese Filme sehen doch grausig aus! Wenn es eines Tages nur noch digital geht, schreibe ich lieber Romane.“

weiterlesen: Die Basterds und Django, Video von der Berliner "Django Unchained"-Premiere, Fiilmtrailer

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Grindhouse

An "Kill Bill" schloss sich das zweiteilige Gemeinschaftswerk "Grindhouse" an, umgesetzt mit seinem Freund Robert Rodriguez. Tarantinos Anteil an dem Double-Feature, "Death Proof", lief in Wettbewerb von Cannes und verhalf Kurt Russell, der einen Stuntman und Killer spielt, der sein Auto als Waffe einsetzt, zu einem Comeback.

70er-Jahre-Flair auch hier – und Tarantino lebte seine Vorliebe für kultige "Muscle Cars“ hemmungslos aus. Für den Soundtrack verwendete er größtenteils seine private Juke Box mit Songs von Ennio Morricone, T-Rex oder Willy DeVille.

Inglorious Basterds

Mit "Inglorious Basterds" schließlich wandte Tarantino sich nach Europa und griff die Nazidiktatur als Thema auf. Christoph Waltz´ Auftritt als SS-Offizier Hans Landa und Gegenspieler von Brad Pitt als jüdischem Nazijäger öffnete dem hierzulande als Fernsehschauspieler bekannten Österreicher Tür und Tor in Hollywood und brachte ihm einen verdienten Oscar ein.

"Eine Spur 'Reservoir Dogs', ein Hauch 'True Romance', ein paar Tropfen 'Pulp Fiction'“, so umschrieb Tarantino selbst seinen Film, der mit einem grandiosen Showdown in einem Pariser Kino aufwartet, bei dem Tarantino die Geschichte umschreibt und Adolf Hitler sterben lässt.

Django Unchained

Das Staraufgebot des neuen Tarantino-Films sucht ebenfalls seinesgleichen: Die oben genannten Di Caprio, Jackson, erneut Christoph Waltz, Jamie Foxx und in zum Teil winzigen Nebenrollen bekannte Namen wie Don Johnson prägen den Film, der dem Italo-Western Referenz erweist (u.a. mit einem kurzen Gastauftritt des "Ur-Django“ aus den gleichnamigen Western der 60er, Franco Nero).

Zugleich erzählt er ein packendes Drama über die Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten sowie eine berührende Liebesgeschichte. Neu für Tarantino ist die lineare Erzählstruktur des Films – im Gegensatz zu den bisherigen meist episodisch angelegten, verschachtelten Werken.

Vielleicht mit ein Grund, dass "DJANGO UNCHAINED" in den USA besser angelaufen ist als jeder andere Tarantino-Film zuvor und sein erfolgreichstes Werk zu werden verspricht…

"DJANGO UNCHAINED" Filmtrailer

"DJANGO UNCHAINED" Premierenvideo

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