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Daniel Hopp (2015) © SAP Arena

In den zehn Jahren ihres Bestehens hat sich die Mannheimer SAP Arena zu einer unverzichtbaren Institution des sportlichen und kulturellen Lebens der Rhein-Neckar-Region entwickelt. Anlässlich des Jubiläums sprachen wir mit Geschäftsführer Daniel Hopp über seine Eishockey-Leidenschaft, Konzerthighlights aus zehn Jahren und besondere Herausforderungen im Betrieb einer Multifunktionsarena.

regioactive.de: Ist die Behauptung falsch, dass die SAP Arena ohne ihre Eishockey-Leidenschaft nicht existieren würde?

Daniel Hopp: Nein, das ist sicherlich nicht falsch. Ohne mein Engagement und mein Interesse am Eishockey hätten meine Familie und ich uns nie Gedanken darüber gemacht, ob die Adler im bestehenden Umfeld, also im Eisstadion am Friedrichspark, weiterspielen können oder ob es einer neuen Spielstätte in Form einer Multifunktionshalle bedarf.

regioactive.de: Wie kam es dazu, dass Sie Fan der Adler Mannheim oder gar des MERC wurden?

Daniel Hopp: Anfang und Mitte der 1990er war das in der Tat noch der MERC. Es war wie bei vielen Jugendlichen: Ich habe mich grundsätzlich für Sport interessiert und mich mit den Vereinen in der Region beschäftigt. Nachdem ich zum ersten Mal ein Eishockey-Spiel besuchte, hat mich das Spiel in seinen Bann gezogen. In der nächsten Saison besaß ich eine Dauerkarte.

regioactive.de: Ist das eine Leidenschaft, die Sie mit ihrem Vater Dietmar Hopp geteilt haben?

Daniel Hopp: Eishockey hat in unserer Familie keine große Rolle gespielt, aber ich erinnere mich aus ganz frühen Kindertagen daran, dass mein Vater die Ergebnisse des MERC immer im Videotext nachgesehen hat. Das waren die ersten Berührungspunkte, aber im Stadion war er nie. In dieser Hinsicht bin ich meinen eigenen Weg gegangen – mit einem Bekannten meiner Eltern, der mich zum Eishockey mitgenommen hat und eben auch mit Freunden.

regioactive.de: Als der MERC Mitte der 1990er Jahre kurz vor dem Abgrund stand, war es für Sie ein logischer Schritt, ihren Vater um Unterstützung zu bitten?

Daniel Hopp: Zwischen dem MERC und meinem Vater als damaligem Vorstandsvorsitzender von SAP bestanden bereits Kontakte, da SAP als Sponsor tätig war. Als der Club in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, habe ich mit meinem Vater gesprochen. Ich habe keinen Riesendruck ausgeübt, aber ohne meine Leidenschaft für das Eishockey wäre es sicher nicht so weit gekommen.

regioactive.de: Wie ging es dann weiter?

Daniel Hopp: Die Wirtschafts- und Steuerberater meines Vaters haben die Bilanzen geprüft und sind zum Ergebnis gekommen, dass es sich um ein überschaubares Risiko handelt. Als das klar war, entschied meine Familie, in den Verein zu investieren – für den Sport in der Region und um sicherzustellen, dass die Mannheimer ihre liebste Sportart weiterhin in der höchsten Klasse erleben können.

regioactive.de: Wie kam es dann zur Entscheidung zum Bau der SAP Arena?

Daniel Hopp: Nach weiteren zwei bis drei Jahren im Friedrichspark war es abzusehen, dass wir es nicht schaffen werden, im bestehenden Stadion mit dem Eishockey-Betrieb eine schwarze Null zu erwirtschaften. Ein dauerhafter Zuschussbetrieb kam nicht in Frage und so kam es nach Verhandlungen mit der Stadt und dem Durchspielen verschiedener Möglichkeiten zur Entscheidung, eine neue Multifunktionsarena zu bauen, in der aber nicht nur Eishockey stattfinden sollte.

regioactive.de: Sie haben für die SAP Arena von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt. Sie waren damals noch sehr jung. Sicherlich wären sie ohne ihren Vater nicht in diese Position gekommen, aber sie mussten sich vermutlich gegen eine ganze Menge Vorurteile durchsetzen.

Daniel Hopp: Nachdem die Entscheidung zum Bau der SAP Arena im Jahr 2001 gefallen war, stand für meine Familie fest, dass sie sich nur dann beteiligen wird, wenn sich auch ein Familienmitglied dieses Themas inhaltlich annimmt – dafür kam nur ich in Frage. Mein Vater hat mich gefragt, ob ich meine berufliche Zukunft in diesem Bereich sehe und ich habe zugesagt, weil das für mich mit Anfang 20 eine tolle Herausforderung war.

Der Verantwortung war ich mir von Anfang an bewusst: Ich bin also nicht ins kalte Wasser geworfen worden, sondern bewusst reingesprungen, weil ich begriff, dass es sich um eine einmalige Chance handelt. Es war sicherlich nicht einfach, sich mit Anfang Zwanzig in einem Haifischbecken wie der Baubranche zu tummeln, aber ich habe das natürlich nicht alleine gemacht. Viele Menschen haben mich unterstützt. Die anfänglichen Vorurteile verflogen relativ schnell, als ich anfing, meine Meinung zu vertreten und im täglichen Geschäft meinen Mann stand.

regioactive.de: Inzwischen werden Sie im deutschen Eishockey als derjenige gesehen, der die Sportart wieder nach oben führen könnte. In den 1980ern und 90ern war Eishockey die zweite Mannschaftssportart nach Fußball, aber der Abstand ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Wohin führt der Weg des deutschen Eishockeys aus ihrer Sicht?

Daniel Hopp: Wir werden es nicht schaffen, die Lücke zu schließen. Der deutsche Fußball hat sich in den vergangenen Jahren eine Vormachtstellung erarbeitet, die nicht angreifbar ist. Wir müssen daran arbeiten, in den Bereichen zu punkten, in denen wir stark sind: Eishockey ist eine Live-Sportart und dabei hochattraktiv.

Wir müssen den Schulterschluss zwischen DEL und DEB, der für die Nationalmannschaft zuständig ist, leben. Die Nationalmannschaft ist das Aushängeschild der Sportart und sie muss wieder stärker werden. Aktuell stehen wir auf Platz 13 in der Weltrangliste. Es muss unser Ziel sein, wieder die Top 10 zu erreichen. Das geht nur, wenn Liga und Verband zusammenarbeiten und insbesondere die Präsenz im Fernsehen verstärken. Das sind große Herausforderungen und deshalb bin ich bereit, im Verband als Vizepräsident zu agieren, aber nur innerhalb eines Teams, das an einem Strang zieht.

Im zweiten Teil spricht Daniel Hopp über die besonderen Herausforderungen beim Betrieb einer Multifunktionsarena, beantwortet die Frage, wie man ein solches Haus wirtschaftlich betreiben kann und äußert sich zu stetig steigenden Ticketpreisen.

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regioactive.de: In der SAP Arena wird nicht nur Eishockey gespielt, hier finden auch zahlreiche Konzerte statt. Die Anforderungen sind ja völlig anders als beim Sport, wo eine gute Akustik eher unwichtig ist. Bei Konzerten ist das hingegen Grundvoraussetzung. Das muss man ja nicht nur beim Bau berücksichtigen, sondern auch in der täglichen Arbeit.

Daniel Hopp: Viele Grundsatzentscheidungen werden aber schon beim Bau getroffen. Wir haben die Arena von innen heraus geplant. Das heißt wir, haben uns nicht an der Architektur orientiert und dann überlegt, wie alles hineinpasst, sondern wir haben mit der Eisfläche in der Mitte begonnen und sind von dort ausgegangen. Daher haben wir uns früh mit Themen wie Akustik, Lichtkonzepten, Wegeführung, Infrastruktur auseinandergesetzt und uns in den Besucher hineinversetzt: Was ist beim Eishockey wichtig? Was ist beim Handball wichtig? Was ist bei Konzerten wichtig? Ich denke, das ist gut gelungen, deshalb kommen die Konzertveranstalter gerne in die Arena

regioactive.de: Ohne die SAP Arena würden Weltstars wie Eric Clapton, Rod Stewart oder Usher in Mannheim nur Open Air-Konzerte spielen.

Daniel Hopp: Das Ziel der Stadt Mannheim bestand sicherlich auch darin, über eine Halle zu verfügen, mit der sie auf dem Konzertmarkt eine Rolle spielt. Das ist nicht nur für die Stadt wichtig, sondern für die ganze Metropolregion Rhein-Neckar. Wir sind eine große, wirtschaftsstarke Region, Mannheim ist eine starke, stolze Stadt. Die Entscheidung, ein starker Player im Konzertbereich zu werden, war die richtige politische Entscheidung. Heute zweifelt niemand daran, dass die SAP Arena ein Gewinn für die Region ist.

regioactive.de: Sie wollen ja sicherlich nicht stillstehen. Welche Pläne gibt es zur Weiterentwicklung?

Daniel Hopp: Wir haben in den vergangenen Jahren bereits wahnsinnig viel investiert. Die Halle sieht heute anders aus als vor zehn Jahren. Der Videowürfel ist neu, der VIP-Eingang wurde komplett neu gestaltet. Wir haben eine Lagerhalle gebaut, eine W-Lan-Infrastruktur geschaffen. Wir überlegen ständig, wie wir den Besucherkomfort erhöhen können. Einmal im Jahr laufe ich durch die Halle und sehe mir jeden Raum an. Es fällt mir immer etwas auf. Ich besuche auch andere Hallen überall auf der Welt, um mir anzusehen, was die anderen gut machen – und auch, was wir selbst gut machen. Ich möchte, dass diese Halle modern bleibt. Man soll nicht sehen, dass sie bereits zehn Jahre alt ist.

regioactive.de: Sie sind der Hausherr – fühlen Sie sich für jedes Detail verantwortlich?

Daniel Hopp: Sie sagen Hausherr, ich bevorzuge Gastgeber. Das gilt für alle, die in der Arena arbeiten. Wir gestalten die Freizeit anderer Menschen. Wir müssen arbeiten, wenn andere ihre Freizeit haben und müssen dafür sorgen, dass sie eine schöne Zeit verbringen. Dazu ist ein schönes Umfeld unerlässlich. Wenn ich bei Veranstaltungen anwesend bin, dann laufe ich durch die Gänge und schaue mir alles an. Ich möchte keine überquellenden Mülleimer sehen. Die Toiletten müssen sauber sein. Es ist wichtig, dass das Ambiente stimmt, dann kommen die Gäste auch gerne wieder.

regioactive.de: Wenn Sie die Arena nochmal planen könnten, was würden Sie ändern?

Daniel Hopp: Grundsätzlich bin ich mit der Arena sehr zufrieden. Wir konnten umsetzen, was wir uns vorgestellt haben. Ich wünsche mir zwei Knöpfe, um die Eishockeybanden im Boden zu versenken und die Eisfläche abzudecken. Das wäre eine tolle Effizienzsteigerung, die aber technisch leider nicht möglich ist. Außerdem haben wir im Unterrang Platz für ungefähr 6000 Besucher, im Oberrang für 8000. Dieses Verhältnis würde ich heute umkehren, aber das sind Kleinigkeiten.

regioactive.de: Wenn man sich den Terminkalender der SAP Arena ansieht, dann gibt es auch viele Freiräume, viele Tage an denen keinen Veranstaltungen stattfinden. Wie kann man ein solches Unternehmen überhaupt wirtschaftlich führen?

Daniel Hopp: Wir müssen dafür sorgen, möglichst viele Veranstaltungen auszurichten, aber wir dürfen die Region auch nicht überstrapazieren.

regioactive.de: Es gibt also einen Sättigungsgrad?

Daniel Hopp: Ja. Ich glaube, dass er bei 110-120 Veranstaltungen im Jahr liegt. Das verträgt unsere Region, dafür besteht ausreichend Interesse und Bereitschaft, Geld auszugeben. Daher bin ich mit der aktuellen Zahl unserer Veranstaltungen sehr zufrieden. Wenn keine große Veranstaltung in der SAP Arena stattfindet, bedeutet das nicht, dass nichts stattfindet: Wir nutzen die Halle für Firmenveranstaltungen und andere Events, die man draußen nicht mitbekommt.

regioactive.de: Wie beurteilen sie persönlich die Entwicklung der Ticketpreise?

Daniel Hopp: Der Markt macht den Preis. Ich habe nur Einfluss auf Eishockeykarten und wir versuchen, den Sport bezahlbar zu halten. Auf der anderen Seite bieten wir ein wertiges Produkt und das muss bezahlt werden. Aber es ist teuer, da mache ich mir nichts vor. Wenn eine Familie ein Eishockeyspiel besucht und noch etwas trinkt, sind schnell 100 Euro weg. Deshalb ist mir so wichtig, dass das Umfeld stimmt. Wenn man für ein Konzert 80 Euro bezahlt hat, soll man sich nicht auf der Toilette ekeln müssen.

regioactive.de: Wie stellt sich die wirtschaftliche Situation der SAP Arena dar?

Daniel Hopp: Positiv! Uns gibt es seit genau zehn Jahren und wir schreiben ein positives Ergebnis. Darauf können wir sehr stolz sein. Aber das ist nur möglich, weil wir Mitarbeiter haben, die mit großer Leidenschaft und großem Engagement für den Erfolg dieser Arena kämpfen. Ich bin nur ein kleines Rad im großen Getriebe der Arena. Es reicht nicht, wenn nur ich funktioniere, es müssen alle mitmachen. Ich will nur ein Beispiel nennen: Wir hatten vor einigen Wochen Mittwochs das erste Playoff-Spiel der Adler, am Donnerstag trat Usher auf, Freitags spielten die Rhein-Neckar-Löwen in der Champions League, am Samstag fand die SWR4 Schlagernacht statt und am Sonntag war wieder Eishockey. Das funktioniert nur mit einem hochmotivierten Team. Jeder Tag hat einen Riesenumbau mit sich gebracht und organisatorische Höchstleistungen von den Kolleginnen und Kollegen erfordert.

regioactive.de: Die Effizienz im Abbau und Aufbau hat sich enorm gesteigert.

Daniel Hopp: Gerade die Schlagernacht ist ein besonderes Thema. Sie dauert schon regulär sehr lange, bis nach Mitternacht. Es passiert schnell, dass sie überzieht, weil jeder Künstler eine Zugabe spielt. Um 14:30 Uhr am Folgetag war Eishockey inklusive Liveübertragung bei Servus TV. Daher mussten wir die Pause kürzen. Man muss flexibel regieren und effizient arbeiten.

regioactive.de: Wie viel Gelassenheit braucht man in solchen Momenten?

Daniel Hopp: Ich habe es mit Gelassenheit nicht so sehr. (lacht) Man darf natürlich keine Panik schieben, aber es ist auch falsch, alles auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich bin jemand, der gerne informiert wird, wie es gerade aussieht. Aber ich weiß, dass ich mich auf die Kollegen verlassen kann!

regioactive.de: Beim Eishockey sind Sie immer anwesend, wie häufig verfolgen Sie Konzerte?

Daniel Hopp: Ich versuche bei ungefähr 70-80% der Konzerte anwesend zu sein.

regioactive.de: Gab es Abende, die sie besonders genossen haben?

Daniel Hopp: Ganz viele großartige Künstler haben uns in den vergangenen Jahren mit ihrem Besuch beehrt: Die Auftritte von Pink waren überragend, das einzige Hallenkonzert von Police in Deutschland war ein Highlight, Bruce Springsteen – ich könnte noch viele weitere aufzählen. Aktuell freue ich mich auf Herbert Grönemeyer im Mai und auf das Finale von Germany’s Next Topmodel.

regioactive.de: Planen Sie noch besondere Veranstaltungen zum Jubiläum?

Daniel Hopp: Wir wollen das Jubiläum das ganze Jahr in den Blickpunkt rücken, deshalb haben wir ein spezielles Logo erstellt. Es wird noch einige Veranstaltung geben, deren Planung wir gerade abschließen. Für uns ist das ein Meilenstein. Wir möchten das Jubiläum nutzen, um innezuhalten und mit der Region zu feiern. Wir sind natürlich sehr froh, wie toll die Arena angenommen wurde und wie gerne die Menschen sie besuchen. Wir möchten auch in der Zukunft ein gerne besuchter Gastgeber sein.

regioactive.de: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Hopp.

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