Olli Schulz (live in der Factory in Magdeburg,
2009)
Foto: Julian Reinecke

Olli Schulz (live in der Factory in Magdeburg, 2009) Foto: Julian Reinecke © regioactive.de

Olli Schulz hat sich mit dem Album "Es brennt so schön" zurückgemeldet. Seit Mitte März steht es in den Plattenläden, und seit einigen Tagen wird wieder fleißig getourt. Diesmal ohne den Hund Marie, dafür aber mit der Unterstützung durch Home of the Lame. Vor seinem Konzert in der Magdeburger Factory nahm sich Olli die Zeit, um uns Rede und Antwort zu stehen. Dabei berichtete er uns über kommende Projekte, Abende mit dem Kollegen Thees Uhlmann, die Fallstricke kommerzieller Erfolge, und einiges mehr.

{image}RA: Hallo Olli. Wie liefen denn die ersten Konzerte deiner aktuellen Tour?

Olli: Toll! Das schönste Konzert war bis jetzt in Oldenburg.

Warum?

Es war ausverkauft und die Location war nicht sehr groß. Wie ich gerade gesehen habe, ist die Factory hier in Magdeburg riesig, schon fast zu groß. Aber das in Oldenburg war ein tolles Konzert und hat Spaß gemacht. 

Seit dem 13. März steht dein neues Album Es brennt so schön in den Plattenläden. Wie würdest du dieses Album im Vergleich zum Vorgänger Warten auf den Bumerang beschreiben?

{image}Es ist ein richtiges Bandalbum geworden, denn es spielen viele verschiedene Künstler mit. Es ist auch mein erstes so genanntes Soloalbum, obwohl ich eigentlich immer alle Songs alleine geschrieben habe. Es ist auch das erste Album ohne Max Schröder, da er mit Tomte, dem Baby und mit anderen Sachen beschäftigt ist. Jeder Künstler sagt immer diesen plakativen Spruch: "Mein neues Album ist das beste Album, das ich je gemacht habe!". Aber ich würde sagen, dass es ein gutes, neues Album mit tollen Texten und musikalischen Veränderungen geworden ist. Kann man schlecht sagen, aber es ist einfach das, was ich machen wollte.

Es ist auch etwas ernster geworden.

Das sagt man mir bei jedem neuen Album nach, was ich aber nicht so sehe. Weil ich denke, dass ich bis jetzt kein richtiges Gag-Album gemacht habe. Meine erste Platte heißt Brichst du mir das Herz, dann brech ich dir die Beine. Es ist ein witziger Titel, aber die Platte an sich ist auch nicht mit Gags gefüllt. Da gibt es einen Song wie Rock´n´Roll Lifestyle. Bei der neuen Platte ist es Mach den Bibo. Es gibt einfach immer mal witzige, und dann auch wieder traurige Momente.

Hast du einen persönlichen Favoriten unter deinen bisherigen Alben?

{image}Gott liebt alle seine Kinder! Ich habe sie alle gerne. Ich habe auf jedem Album Songs, bei denen ich denke: "Oh nein!". Das erste Album kann ich auch nicht mehr so gerne hören, weil ich da so fürchterlich singe und auch Songs dabei sind, die für mich nicht mehr so relevant sind. Genauso wie beim zweiten Album. Es ist natürlich so, dass mir die neueren Sachen mehr zusprechen, da sie aktueller und näher an mir dran sind. Aber ich mag die alten Sachen auch noch gerne.

Wie bestimmst du die Reihenfolge der Songs auf einem Album?

Erstmal nehme ich auf und dann schaue ich, wie das passen könnte. Bei dem neuen Album ist es so, dass der Bibo nirgends richtig reinpasst, und es auch mehr eine Schnapsidee war. Dann habe ich diesen Auftritt bei Stefan Raab gemacht und musste diesen Song auf die Platte packen. Ich finde auch, dass dieser Song die Platte etwas bricht.

Hat dir der Auftritt bei Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest" etwas gebracht?

Ich habe einige Singles verkauft und war damit auch in den Charts. Heute ist es aber auch so, dass man Platten nicht mehr aufnimmt, weil man damit Geld verdienen will, sondern damit man Touren kann und somit etwas verdienen kann. Es war auf alle Fälle eine lustige Erfahrung. Ich glaube, ich hatte den richtigen Song für die richtige Veranstaltung.

Viele Leute waren offenbar der Meinung, dass du "fremdgehen" und dich verkaufen würdest. Wie siehst du das?

{image}Das sind meistens sehr junge und unreflektierte Leute, die so denken. Ich war aber selbst nicht anders, als ich 19 war. Da habe ich meine Bands auch geliebt! Wenn diese dann erfolgreich wurden, habe ich auch behauptet, das seien Verräter und zu kommerziell. Man hat einfach ein Ideal, eine Barriere im Kopf. Aber eigentlich ist das Blödsinn, weil man denkt, dass es so und so richtig läuft. Mit der Zeit versteht man auch, dass man bestimmte Sachen macht, damit man Platten verkauft oder damit man das ganze Feld im Fernsehen nicht nur den ganzen Idioten überlässt. Silbermond sieht man zum Beispiel sehr oft im Fernsehen. Da sollen die Leute lieber froh sein, wenn jemand wie ich dort auftritt. Ich finde es ehrlich gesagt auch etwas arm, wenn man immer nur darüber meckert. Ich bin aber auch niemand, der sich das jetzt zu Herzen nimmt. Wenn jemand meint, dass er das doof findet, dann kann ich auch nichts dagegen machen. Ich lese auch wenige Kritiken oder gucke im Internet, was gerade so geschrieben wird. Es ist nun mal so, dass der eine es gut, und der andere es schlecht findet. Jeder hat halt seine eigene Meinung.

War es für dich anders, ohne Max Schröder an der neuen Platte zu arbeiten?

Nein, nicht wirklich. Es ist so, dass ich die Songs immer erst alleine auf der Akustikgitarre einspiele oder vorspiele, und dann sehen wir, was wir daraus dann machen.

Wie kam es dazu, dass dich die Band Home of the Lame begleitet?

{image}Weil es Freunde von mir sind. Gerade Felix Gebhard, den ich schon länger kenne. Er hatte mich auch mal supportet. Sie sind einfach fantastische Musiker und wir sprechen eine Sprache. Das sind Leute, die ich kenne. Ich würde mir keine Mietmusiker mehr holen. Ich finde es super mit Leuten zu arbeiten und zu spielen, die ich kenne und schätze.

Wird es die alte Band nochmal geben?

Das kann ich noch nicht sagen. Man wird halt älter und hat andere Verpflichtungen. Ich kann auch nicht immer auf andere Leute warten und erwarten, dass da jeder Zeit hat. Ich muss ja auch meine Platten aufnehmen. Es sind jetzt zweieinhalb Jahre zwischen der letzten und der neuen Platte vergangen. Das ist für meine Verhältnisse schon ziemlich lang. Ich kann nicht versprechen, dass wir wieder etwas zusammen machen werden. Ich habe bereits jetzt wieder neue Songs für das nächste Album. Wenn es akut wird, werde ich einfach anfragen und mal sehen, ob es dann klappt.

Du schreibst sehr viele Songs, was man auch immer an den Kolumnen bei Radio Fritz hören konnte. Wie schwer ist es für dich, die richtige Auswahl zu treffen?

{image}Ich glaube, dass ich die Entscheidung schon vorher treffe. Ich suche mir 15 Lieder aus, davon nehme ich dann 14 auf. Davon schmeiße ich 2 oder 3 Lieder raus, weil ich die doof finde. Der Rest kommt dann auf das Album. Sonst würde ich mich einfach verrückt machen. So war das zum Beispiel beim beigen Album. Ich hatte da 30 Songs und konnte mich einfach nicht entscheiden. Deswegen muss man schon vorher eine kleine Auswahl treffen.

Im Internet konnte man eine andere Version von Wie sie hören. Warum hat es diese Version nicht auf das Album geschafft?

Weil ich die andere Version doch interessanter finde. Die Netz-Version ist eher poppiger. Zwar ganz schön, aber die andere Version auf dem Album hat so eine ganz gewisse Dramatik – und ich fand das besser.

2008 warst du auf Lesetour. Was genau macht dir daran Spaß, und wann kann man mit deinem Buch rechnen?

Eventuell wird das Buch im Herbst oder Winter rauskommen, oder vielleicht doch erst im nächsten Jahr. Ich finde es einfach gut, zu lesen und Geschichten zu erzählen.

Thees Uhlmann hatten wir in einem Interview (hier) mal gefragt, ob er sich eine Lesetour mit dir vorstellen könnte. Nun würde mich deine Antwort darauf interessieren: Lesetour mit Thees, vorstellbar?

{image}Klar, das könnte ich mir vorstellen! Warum auch nicht? Thees ist ja ein Freund von mir. Wir haben auch noch nie was zusammen gemacht, außer mal Unten mit dem King zu singen. Er hat auch ein wahnsinniges Rampensau-Gen in seinen Adern fließen, sag ich mal. Vielleicht machen wir irgendetwas zusammen. Vielleicht passiert so was mal. Man sollte aber eher eine Doku darüber machen, wie Thees und ich uns abends treffen und zusammen weggehen. Das alleine wäre schon spannend genug!

Thees meinte auch: "Nichts mit Lesung: Thees Uhlmann und Olli Schulz unterhalten sich"!

{image}Ja, das würde auch schon reichen! Es ist wahr, dass es wirklich Spaß macht, mit Thees einen Abend zu verbringen. Wir kennen uns schon einige Jahre und mit der Zeit ist unsere Freundschaft gewachsen, da wir beide in Berlin wohnen. Da sieht man sich einfach öfters. Bei Max ist das genau umgekehrt. Da er bei Tomte spielt und Vater ist, hat er sich etwas zurückgezogen. Bei Thees ist es so, dass er gleich um die Ecke wohnt und dann geht man mal zusammen weg, redet bis spät in die Nacht und das ist meistens wirklich witzig.

Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Das weiß ich nicht genau. Ich hoffe, dass ich weiter Musik mache und gesund bleibe. Ich möchte ein neues Album aufnehmen, mein Buch rausbringen. Dann habe ich noch ein Fernsehprojekt, darüber kann ich jetzt aber noch nicht reden. Das sind die Sachen, die ich in Zukunft machen möchte. Ich bin aber auch keiner, der so einen großen Masterplan hat.

Hast du mal wieder was von Bibi McBenson gehört?

Lange nicht, lange nicht! Entweder ist er im Gefängnis oder untergetaucht.

Sollte von ihm nicht etwas kommen?

Er hat eine erotische Kurzgeschichte auf seine Myspace-Seite gestellt, mehr weiß ich aber nicht. Ich kann darüber nicht viel sagen und will ich auch nicht. Der Typ ist mir zu suspekt!

Danke dir für das Interview, Olli!

 

Ollis Webseite: www.ollischulz.com

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