Kilians (Rock am Ring 2007)
Fotos: Jonathan Kloß

Kilians (Rock am Ring 2007) Fotos: Jonathan Kloß © regioactive.de

Kilians sind die neue deutsche Newcomerhoffnung. Kürzlich durften sie für die Babyshambles um Pete Doherty als Vorband auftreten und sind nun selbst auf großer Headlinertour. Dabei machten sie auch im Postbahnhof Berlin Station und die Fans feierten sie dabei euphorisch.

{image}Die Kilians um Sänger Simon den Hartog gründen sich 2005 als Verbund von musikbegeisterten Schülern im beschaulichen Ort Dinslaken im Ruhrpott. Im selben Jahr nehmen sie eine selbstbetitelte EP auf, 2006 steigt ihr Song Jealous Lover in die Campuscharts ein. Und dann geht alles ganz schnell, es werden auch andere bekannte Musiker auf diese Band aufmerksam. Zum Beispiel Thees Uhlmann, geläufiger als Frontmann von der deutschen Band Tomte, der von der Musik der Kilians begeistert ist und deshalb anfängt, sie zu unterstützen und zu managen. Folgerichtig dürfen die Jungspunde 2006 als Vorband von seiner Band ran und es wird ein voller Erfolg, fast 700 Exemplare ihrer EP werden verkauft. 2007 nehmen sie dann ihre erste offizielle EP Fight the start auf. Touren folgen und mit ihrem Debütalbum Kill the Kilians im selben Jahr werden sie prompt als bester Newcomer für die "Einslive-Krone" nominiert.

Auf den Bandnamen kamen sie durch intensive Lektüre im Deutschunterricht in ihrer Schulzeit. So berufen sich die Kilians auf eine Figur aus Carl Zuckmayers Stück "Der Hauptmann von Köpenick" (Kilian, der devote Diener des Bürgermeisters). Auch der Sound bietet Vergleichsmöglichkeiten. So wird die Band oft mit Mando Diao und The Strokes verglichen. Und in der Tat sind Strokes-Gemeinsamkeiten nicht von der Hand zu weisen, wie z.B. der Song Something to arrive beweist. Aber auch poppigere Elemente wie in den Songs Sunday und Pleasure oder Titel wie Little Billie, Little Brother mit seinen griffigen Gitarren und Mundharmonika sind herauszuhören. Eins zeigt das Album auch: Ihre Neigung, das Publikum zu unterhalten. Dies beweist die Band auch an diesem Abend im gut gefüllten Postbahnhof in Berlin.

{image}Selbstbewusst kommen die 5 Mitglieder der Kilians mit großen Schritten auf die Bühne. Sie sehen glücklich aus, stolz auf ihren Erfolg. Dementsprechend auch ihr Kommentar: "Letztes Mal waren wir im Postbahnhof noch als Vorband für Tomte dabei, jetzt haben wir selbst zwei Vorbands mitgebracht, das fühlt sich sehr cool an!" Und dann geht es auch schon los mit dem Anfangstrack ihres Debütalbums, Short life of margot. Das Publikum feiert die Band von Anfang an euphorisch, es bilden sich Moshpits, Crowdsurfer surfen minutenlang an einem vorbei und stürmen dabei auch immer mal wieder die Bühne. Sänger Simon den Hartog fühlt sich dadurch anscheinend in seiner Freude über den Erfolg bestätigt und lässt sich immer mal wieder zu Sprüchen verleiten, die jedoch teilweise auch ein wenig kitschig wirken ("Wer hier im Publikum ist von euch verliebt? Naja, in Berlin ist ja sowieso jeder schon mal verliebt gewesen!") oder die cool wirken sollen, jedoch ein wenig deplatziert wirken ("Auf der letzten Tour waren wir mit demselben Flyer auf Tour, da waren wir noch die üblen Kiffer, nun sind wir zu Koks gewechselt."). Allerdings wirkt in all diesen Aussagen auch immer eine Prise Ironie mit, das einem immer ein Schmunzeln ins Gesicht treibt und das Unterhaltungsbarometer im Saal auf konstant hohem Niveau hält. Lustig, wenn er die Zuschauer fragt: "Sind hier Gangster unter euch? Kommt, jetzt sind wir alle Gangster!" und mit gekonnten Handbewegungen Rapbewegungen nachahmt, denen sich das Publikum ohne Übergang anschließt und damit aus jungen Indiehüpfern "chillige" Gangsterrapper werden. Ein wirklicher Entertainer ist Simon den Hartog auch, wenn er erfolgreich einen Chor mit dem Publikum anstimmt oder auch wiederum mit ironischen Unterton meint: "Ich bin ja schon sehr von mir überzeugt.." und daraufhin solo den Coversong Hero anstimmt, dabei mit langgezogenen, schmachtenden Gesang die Songzeilen "I save my soul tonight"  performt, in dessen Schunkelstimmung die Band zurückkommt und ihn mit gleichermaßen theatralischen Schunkelbewegungen beim Gesang begleitet, so dass die Band sich damit choraler Begleitung durch das anwesende Publikum im weiteren Verlauf sicher sein kann. Und natürlich darf die Erwähnung eines bestimmten Musikers an diesem Abend auch nicht fehlen. Die Mundharmonika-Perle Little billie, little brother wird ihrem "kleinen Bruder" Thees Uhlmann gewidmet. Musikalisch dürfen ihre Hits Jealous lover, Fight the start, Something to arrive und When I will ever get home als Abschlusssong vor den Zugaben in dieser Nacht auch nicht fehlen. So spielen sich die Kilians sehr routiniert durch ihr Set, bevor sie nach 90 Minuten, vom Publikum jubelnd gefeiert, in den nächtlichen Trubel Berlins verschwinden.

Und eins steht nach diesem Konzert wohl fest: Die Kilians wählten ihren Bandnamen wohlüberlegt aus. Denn wie die literarische Figur "Kilian" den Diener des Bürgermeisters in Zuckmayers Stück "Der Hauptmann von Köpenick" darstellt, so stellen sich die Kilians ganz in den Dienst des Publikums. Unterhalten steht an erster Stelle. Eine gute Philosophie, um sich zu einer wunderbaren Liveband zu entwickeln.

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