The Decemberists

The Decemberists

Eigentlich ist das Substage in Karlsruhe bedingt durch seine Lage und seiner ursprünglichen Bestimmung wohl eher den „kühlen“ Locations zuzuordnen. Doch wie fühlt es sich an, wenn dort eine Band zu Gast ist, die sich nach den warmen, aber auch bedrückenden Gefühlen des Monats Dezember genannt hat?

Letztlich noch viel wärmer und molliger als vorgestellt. Eingekuschelt in die wunderschönen Melodien von The Decemberists lauscht das Karlsruher Publikum andächtig den komplexen Kompositionen und Songstrukturen der US-amerikanischen Band aus Portland, Oregon. Diese Atmosphäre wird auch durch die anfänglichen Ton- bzw. Klangschwierigkeiten nicht gestört. Glockenspiel und Mandoline tragen das Publikum davon. Der "antike" Kontrabass gepaart mit der nicht ganz klaren Stimme des Sängers, tun das Ihrige. Die Songs der Decemberists zeichenen sich live durch viel mehr Druck und mehr Country-Elemente als auf ihren Tonträgern aus. Sie sind treibender. Die Band schafft es, das Maxium aus ihrem Genre herauszuholen.

Frontmann und Kopf Colin Meloy erweist sich nicht nur als virtuoser Songschreiber, sondern auch als perfekter Entertainer – er animiert das Publikum wieder und wieder zum mitsingen und mitklatschen. Die Töne, die ihm entgegen schallen, sind so schräg, dass beide Parteien einfach nur herzlich lachen müssen. Ferner amüsiert man sich mit und über Meloys Geschichten, die er immer wieder zwischen den einzelnen Songs erzählt. Von Winterdepression und trister Stimmung keine Spur.

Zu den Highlights des Abends sind ohne Zweifel The Crane Wife 3 und Sixteen Military Wives zu zählen. Den Abschluß des regulären Konzertprogramms bildet der Song Sons and Daughters. Das nahe Ende ist unvermeidlich, doch es bleiben die märchenhaften Klänge mit Sicherheit noch lange in den Köpfen verhaften. Und hätte es an diesem Abend Sitzplätze im Karlsruher Untergrund gegeben, dann wären den Decemberists spontane Standing Ovations garantiert gewesen.

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