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Fotos: Anne-Laure Fontaine-Kuhn © regioactive.de

Wer hätte gedacht, dass sich gestandene Locations durch die Musik von Shitdisco in eine Großraumdisse verwandeln, in der die bunten Lichter nur so in den Augen brennen und der Boden nicht nur vom wummernden Bass, sondern auch vom Rumgespringe vibriert? Außer den eingefleischten Shitdisco-Gängern wahrscheinlich niemand…

Die vier Wahl-Glasgower eröffnen den Abend mit 72 Virgins. Somit geht es gleich buntscheckig und schreiend grell los. Schweißtreibende Bässe erfüllen den Raum und erinnern einige der Anwesenden mit einem Augenzwinkern sehr an den Eurodance-Trend der 90er Jahre. Rote und blaue Lichter, gepaart mit den am Merchandising-Stand erhältlichen Neon-Leuchtstäben, komplettieren die Erinnerungen an Techno-Parties. Trotzdem wirken Show und Musik nicht "altbacken", sondern modern. Zudem ist der Sound hochtanzbar. Selbst als die verpönte Lasermaschinerie in Gang gesetzt wird, mutet das mehr als cool an.

Aber auch die Ästhetik der 80er Jahre kommt bei Shitdisco nicht zu kurz: als Helferlein fungieren quietschende Synthiesounds, die zum Rumzappeln animieren.
Doch eigentlich benötigt das teilweise sehr junge Publikum dies nicht. Es geht zu muikalischen Anklängen an die eigene Jugend bzw. zur Musik ihres Geburtsjahres ab "wie Schmitts Katze". Der Karlstorbahnhof scheint zu 75% aus Shitdisco-Fanatikern zu bestehen, die hüpfen, schreien, tanzen, Leuchtstäbe schwenken und mit der Band Hände abklatschen. Selbst die Synthies von Jan Lee sind vor ihnen nicht so ganz sicher. Aber die Jungs auf der Bühne scheint das nicht zu stören. Ein exzessiver Lebenswandel ist hier erwünscht.

So ist es auch kaum verwunderlich, dass Joel Stone seinen Oberkörper entkleidet und dadurch einen Hauch von Rockstar-Attitüde durch die Luft wirbeln lässt. Besonderen Anklang finden nicht nur Nu-Rave-Post-Punk-Knaller wie Disco Blood, I Know Kung-Fu und Reactor Party, sondern auch das Prodigy-Cover No Good. Eine wirklich gelungene Interpretation. Zusammenfassend kann man über diesen Abend nur sagen, dass diese vier Jungs eine geballte Knacke-Show abgeliefert haben, die man sich auch das nächste Mal nicht entgehen lassen sollte.

Setlist Shitdisco im Karlstorbahnhof Heidelberg

72 Virgins - 3 D Sex Show - The Emanator - Reactor Party - Dream of Infinity - Lover of Others - Disco Blood - OK - No Good - I Know Kung-Fu - Another

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