Zebrahead (Mini Rock Horb 2009)
Foto: Achim Casper punkrockpix

Zebrahead (Mini Rock Horb 2009) Foto: Achim Casper punkrockpix © regioactive.de

Der dritte und letzte Tag des Highfield Festivals versprach nach dem teilweise durchwachsenen Samstag ein wirklich großartiges Musikprogramm und diese Hoffnung wurde tatsächlich nicht enttäuscht: Jimmy Eat World, Rise Against und die Foo Fighters machten die Ärgernisse vom Vortag mehr als vergessen.

{image}Eigentlich spielten Zebrahead viel zu früh auf der Hauptbühne des Highfield Festivals. Ihr Auftritt war schließlich ein einziges Zeugnis dafür, wie eine mitreißende Performance aussehen muss: Bespaßung bereits während des Soundchecks mit einem "Fuck you tiger", passend gelernte deutsche Begriffe ("Ich bin eine Sexmaschine", "Muschi") und eine "würdevolle" Interaktion mit dem Publikum. Intro und Outro hatten die Botschaft "American fuck you!" und wildes Gespringe wechselte sich mit spontanen oder angesagten Circle Pits ab. Gleich drei Bandbanner wurden enthüllt und zeugten davon, wie viel Herzblut Zebrahead in ihre Auftritte investieren. Beim offiziellen Muschi-Song Playmate Of The Year wurden zwei Fans mit einem Muschi-Plakat auf die Bühne geholt, wo diese mitfeiern und sogar mitsingen durften und schließlich waghalsig von der Bühne ins Publikum sprangen.

{image}Direkt darauf folgte auf der Hauptbühne eine Punkrock-Größe, die leider nach dem Programm von Zebrahead etwas blass wirkte: No Use For A Name. Die meiste Stimmung kam bei den bekannteren Songs Dumb Reminder, International You Day, Coming Too Close und Soulmate auf. Allerdings hatte die Band auch das Pech, dass es ausgerechnet bei ihrem Auftritt zu regnen begann.

Zwischen gedankenverlorenen Träumereien und brachialen Screams setzten die Deftones aus Kalifornien ihr Markenzeichen. Live erreichte die Stimme von Sänger Chino jedoch leider nicht ganz die Qualität der Studioaufnahmen, weshalb die ruhigeren, mit elektronischen Klängen unterstützten Parts, die den Sound der Deftones eigentlich ausmachen, leider nicht voll zur Geltung kamen. Trotzdem sind Songs wie Digithal Bath, Diamond Eyes, Change und Minerva auch live ein Genuss.

{image}Ein kleines Highlight gab es dann am späteren Nachmittag auf der Blue Stage. War es in den letzten zwei Jahren aufgrund von Mitgliederwechseln etwas ruhiger um Panic! at the Disco geworden, konnten sie auf dem Highfield nun ihr mittlerweile drittes Studioalbum Vices & Virtues präsentieren. Auch wenn die Green Stage zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ein großartiges Programm bot, wurde es ziemlich voll vor der Bühne und die Stimmung des Publikums war super. Mit I Write Sins Not Tragedies, Nine In The Afternoon, The Ballad Of Mona Lisa, Hurricane und Nearly Witches bot die Setlist einen bunten Mix aus neu und alt. Unterhaltend waren allerdings auch die kleineren Zwischenbemerkungen des Sängers Brendon Urie, die einem mit dem Gedanken zurückließen, dass er sich vor der Show vielleicht ein Bier zu viel gegönnt hatte. Nach der Hälfte des Auftritts ermutigte er das Publikum außerdem, sich doch jetzt lieber die Show von Jimmy Eat Word anzuschauen, er würde es auch niemanden übel nehmen, da diese wirklich gut wären. Als die Band dann schließlich nach 45 Minuten die Bühne verließ, setzte die Wanderung zur Green Stage dann auch ein und man konnte sich auf die Band aus Arizona freuen.

{image}Einen klaren Höhepunkt setzten Jimmy Eat World mit ihrem Auftritt. Schnelle, druckvolle Lieder wie Bleed American, My Best Theory, Futures und Pain waren ebenso vertreten wie ruhigere Titel, die musikalisch durch die Sängerin Courtney Marie Andrews untermalt wurden (etwa bei Coffee and Cigarettes). Bei Blister durfte auch Gitarrist Tom verstärkt neben Sänger Jim an das Mikro treten. Der in Deutschland vermutlich bekannteste Song In The Middle wurde frenetisch vom gesamten Publikum mitgesungen, ebenso wie Work. Als letzter Song war Sweetness die perfekte Wahl, um dem gesamten Publikum noch einmal die Chance zu geben ein großartiges Lied mitzusingen und den tollen Auftritt der Band zu würdigen.

Etwa zur gleichen Zeit spielte die Post-Harcore-Band boysetsfire (while a nation sleeps...) auf der Blue Stage. Sie betonten immer wieder, dass sie nicht wie die ganzen Bands sind, die auf die Bühne gehen und schreien, dass sie Rock'n'Roll spielen und sich dafür bedanken, dass sie hier auf der Bühne stehen dürfen. Stattdessen bedankte sich Sänger Nathan aufrichtig bei den Fans für ihr Kommen und ihren Einsatz. Die Band hatte auch allen Grund die Treue ihrer Fans zu loben, schließlich hatten sich boysetsfire erst Ende des letzten Jahres nach dreijähriger Pause wiedervereinigt. Musikalisch gab es die volle Breitseite harter Stücke wie Rookie, Handful Of Redemption und Empire.

{image}Eine weitere Referenz im Hardcore-Bereich hatte sich auch nach Sachsen begeben: Rise Against. Die erste Forderung der Band war es die Fäuste in den Abendhimmel zu strecken und einige blieben dort bis zum Ende des Auftritts. Die Band bekennt sich in vielen ihrer Texte zum Tierschutz und klagt offensiv Heuchelei und Ungerechtigkeit an. In diesem Sinne wies man auch explizit auf die vielen freiwilligen Helfer von Viva con Agua, einer Trinkwasserinitiative für Entwicklungsländer, hin, die mit weißen Fahnen auf sich aufmerksam machten. Ebenso lobte Sänger Tim McIlrath die Auswahl der Bands des Sonntags und erklärte, dass sie einigen von ihnen ihre Karriere überhaupt erst verdankten. Die Setlist hielt Titel wie Chamber The Cartridge, Audience Of One, Survive (vielfach mitgegrölt) und Help Is On The Way bereit. Trotzdem fehlten leider Songs wie Swing Life Away und Like The Angel. Dies wurde allerdings mit einer beeindruckenden Atmosphäre bei Hero Of War wieder wettgemacht. Auch der Schluss war mit Savior und Give It All genau richtig gewählt.

{image}Etwas schade für die vielen Menschen, die gerne Rise Against und die Foo Fighters komplett gesehen hätten, war die Überschneidung beider Auftritte. Auch hätte Rise Against ein Platz auf der Hauptbühne zugestanden, allerdings war so das Erlebnis direkt vor der Bühne umso intensiver.

Den krönende Abschluss (und dies sogar überpünktlich) gab es von den Foo Fighters. Die vier Jungs rund um Ex-Nirvana Drummer Dave Grohl boten das komplette Gegenteil zum Auftritt von 30 Seconds To Mars am Vortag: Handgemachte Rockmusik, ohne Tamtam, mit viel Herzblut, wenig Show und einem über zweitstündigen Programm. Vielleicht auch mit Blick auf deren Auftritt erklärte Dave, dass er sich über die tollen Bands des Sonntags gefreut hat und dass diese ohne elektronischen Firlefanz auskamen – eben straighter Rock (da wird dann auch mal ins Mikro gerülpst) und keine verdammten Computer war die Botschaft. Zu beanstanden war lediglich, dass beinahe jeder Song zelebriert und in die Länge gezogen wurde, sodass man sich das ein oder andere Mal wünschte, sie wären einfach in ihrer Originalversion gespielt worden. Den Eröffnungssong Bridge Burning bekamen viele, die nicht rechtzeitig die Bühne gewechselt hatten, nicht mit. Jedoch hatten die Foo Fighters viele Klassiker wie My Hero, Breakout, Monkey Wrench, Everlong und Learn To Fly, aber auch neuere Songs wie Pretender, Long Way To Ruin und Learning To Walk Again im Gepäck.

{image}Dabei nahm sich Dave auch die Zeit seine Band vorzustellen und wurde prompt von Drummer Taylor zum "greatest musician in the world" ernannt, was dieser zurückwies und im Gegenzug das Geschlechtsteil von Taylor pries, der gleich darauf Cold Day In The Summer singen durfte. Angetan hatte es Grohl auch der Jägermeister-Party-Sitz, der in luftiger Höhe über dem Festivalgelände an einem Kran hing. Kurzerhand erklärte er alle die da oben saßen für bescheuert, um gleich darauf zuzugeben, dass er ja eigentlich auf sie eifersüchtig sei, da er nicht Jägermeister auf einem Kran trinken kann. Überhaupt kam hier kurzzeitig das Gefühl auf, dass es vielleicht einen Werbevertrag zwischen Grohl und Jägermeister gibt, da er selbigen Kräuterlikor auch auf der Bühne trank. Nichtsdestotrotz konnten alle Besucher nach dem Auftritt der Foo Figthers mit zufriedener Miene nach Hause gehen und sich über die vielen guten Bands bei bestem Wetter in einem ansonsten durchwachsenen Sommer freuen.