Cold War Kids (live auf dem MELT! Festival-Sonntag 2011)

Cold War Kids (live auf dem MELT! Festival-Sonntag 2011) © René Peschel

Auf ihrer neuen Platte "Mine is Yours" überraschten die Cold War Kids aus Kalifornien vor kurzem sowohl Kritiker als auch Fans mit ungewöhnlich harmonischen Liedern. Nun kamen sie nach Berlin-Kreuzberg, um dort ihr neustes Werk auch live vorzustellen.

{image}Bereits Wochen im Voraus war das Konzert der Cold War Kids im Lido ausverkauft. Dementsprechend sind vor der Tür zahlreiche verzweifelte Musikfreunde anzutreffen, die flehend "Suche Karte" Schilder hochhalten. Doch die Glücklichen, die ein Ticket im Voraus ergattern konnten, geben dies auch nicht mehr her. Drinnen füllt sich der Saal vor der Bühne sehr schnell, während der Support schon pünktlich den ersten Song anspielt: Die zweiköpfige Vorband Wye Oak aus Baltimore, bestehend aus Jenn Wasner an der Gitarre und Mikrofon und Andy Stack am Keyboard und Schlagzeug. Bemerkenswert ist, dass die Band, die Anfang März beim Label City Slang ihr neues Album Civilian veröffentlichen wird, mit dieser Minimalbesetzung beeindruckend vielschichtige Klänge erzeugt. Andy Stack hebt sich hier besonders hervor, indem er mit der rechten Hand Schlagzeug spielt und mit der linken dem Keyboard Basstöne entlockt. Aber auch Jenn Wasners melancholische Stimme hat die Zuschauer schnell ins Herz geschlossen und sie belohnen jeden Song mit Jubel und Applaus. Mittlerweile ist der Club fast voll. Die Zusammensetzung des Publikums lässt vermuten, dass die Cold War Kids mit ihrer Musik nicht mehr nur Musikgourmets und Plattensammler ansprechen. Im rappelvollen Lido drängen sich außerdem auch Indiemädchen und Punkfreunde.

{image}Natürlich wird der Jubel noch viel größer, als nach kurzem Umbau die Cold War Kids die Bühne betreten und sogleich mit dem neuen Song Royal Blue den Einstieg geben. Es fällt sofort auf, dass die Band um den Frontmann mit der charakteristischen Stimme, Nathan Willett, ihre Hausaufgaben gemacht hat und die neuen Songs so perfekt spielen, dass man kaum einen Unterschied zu den Studioversionen entdecken kann. Beim Publikum stoßen die neuen Lieder zwar auf Gegenliebe, man merkt aber auch, dass die Zuschauer vor allem wegen der älteren Songs wie Hang Me Up To Dry gekommen ist. Das fällt besonders daran auf, dass ein beachtlicher Teil des Publikums jedes ältere Lied anhand des ersten Tons erkennt, bejubelt und anschließend jede Zeile mitsingen kann.

Leider will trotzdem der Funke auf das Publikum nicht so recht überspringen. Es wird zwar hier und dort ein wenig getanzt oder mitgeklatscht, aber ein kollektives Abfeiern will sich nicht so recht einstellen. Vielleicht sind einige von der neuen Poppigkeit der Band abgeschreckt, vielleicht fehlt es auch ein bisschen an einer Interaktion zwischen der Band und den Zuschauern. So bleibt es bei diesem Konzert dabei, dass die Cold War Kids musikalisch eine gute Show geboten haben – nicht mehr und nicht weniger.

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