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Glenn Hughes (live in Mannheim, 2024) © Nils Calles

Ausgiebige Instrumentalpassagen, eine Band, die sichtlich Spaß hatte und ein Leadsänger, der stimmlich kaum gealtert ist: Das Konzert von Glenn Hughes im Mannheimer Capitol bot alles, was sich ein Hardrock-Fan wünscht.

Als ich Glenn Hughes am 14. Juni 2022 mit den Dead Daisies im Hirsch in Nürnberg live erlebte, dachte ich schon: "Wow! Der ist mit seinen 70 Jahren immer noch ein ausgezeichneter Performer!"

Inzwischen ist Hughes 72, aber das merkt man nur an den Falten im Gesicht. Ansonsten schüttelt er seine langen Locken wie sich das für einen Hardrocker gehört. 

Eigene Handschrift

Schon bei dem ersten Song "Stormbringer" geht gleich die Post ab. Für die Freunde des virtuosen Gitarrenspiels gibt es hier, wie fast bei jedem Song, ein ausgedehntes Gitarrenintro.

Gitarrist Søren Andersen, mit dem Hughes schon seit über 15 Jahren zusammenspielt, versieht die Deep Purple-Songs mit seiner eigenen Handschrift ohne dabei die Riffs mit zu viel Rumgenudel zu entstellen, wie es leider Steve Morse in den letzten Jahren bei den aktuellen Deep Purples betrieben hat.

Bob Fridzema, der neue Keyboarder aus den Niederlanden weiß auch, wie man eine Hammond-Orgel ordentlich quält und zeigt bei "Sail Away" außerdem, was man aus einem kleinen Korg Synth alles herausholen kann.

Gesanglich überragend

In der Mitte des Sets wird "You Fool No One" ausgiebig zelebriert. Nach einem ausgiebigen Intro und einem Blues-Intermezzo folgt etwas, das es heute leider nur noch selten gibt: Ein fast zehnminütiges Schlagzeugsolo. Drummer Ash Sheehan zeigt aber, was man alles mit einem gewöhnlichen Drumkit anstellen kann. Das Solo wird nie langweilig und auch das Publikum wollte immer noch mehr.

Ein absolutes Highlight ist das bluesige "Mistreated", gewürzt mit einem Sologesang-Echo-Battle von Hughes. Im Vergleich zu seinen Jugendzeiten bei Deep Purple ist stimmlich kaum ein Unterschied zu bemerken – auch die hohen Töne bringt er noch gut rüber. Bei "Getting Tighter" wird es dann sogar etwas funky. Eingeleitet mit einem Wahwah-Bassintro gibt es dann später im Song auch noch ein kerniges Basssolo.

Großes Vergnügen

Nur bei "Keep on Moving" fehlt etwas die normale Gesangsmelodie, aber das war auch das letzte Lied des normalen Sets und deshalb setzt Hughes seine Stimme etwas vorsichtiger ein. Schließlich muss er bei der Zugabe "Burn", einem Lied (und einem Album), das auch schon sein 50. Jubiläum feiert, noch einmal richtig Gas geben.

Zum Abschied bekundet Glenn Hughes nochmal seine Liebe und Zuneigung zum Publikum. Angesichts des Vergnügens, das Band und Publikum an diesem Abend hatten, muss man ihm das einfach glauben und hoffen, dass er sein Versprechen wahr macht und im nächsten Jahr wiederkommt. – diesmal mit eigenen Songs. 

Setlist

Stormbringer / Might Just Take Your Life / Sail Away / You Fool No On / Mistreated / Gettin' Tighter / You Keep On Moving / Burn

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