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Toto (live bei der Night of the Proms 2023 in Mannheim) © Rudolf Uhrig

Die Night of the Proms 2023 hat auch diesmal wieder viel zu bieten. Große Stimmen, elektrisierende Gitarren, besondere Duette und ein grandioses Orchester sind besondere Stärken der aktuellen Ausgabe.

Die Night of the Proms 2023 startet verhältnismäßig unspektakulär mit einer Ouvertüre verschiedener Melodien des Antwerp Philharmoic Orchestra. Gleich darauf wird das Publikum in die Show eingebunden.

Die "Leichte Kavallerie", eine Operette von Franz von Súppe und gleichzeitig die Tormusik von Eintracht Frankfurt, wird im trabenden Takt durch das rhythmische Klatschen der Zuschauer unterstützt.

Nathan Chan am Cello

Das einstige Wunderkind Nathan Chan, der bereits im Alter von 3 Jahren ein Orchester dirigierte und mit 6 Jahren begann, Cello zu spielen, studierte später an der berühmten Musikschule Juilliard School in New York. Mit seinen spektakulären Inszenierungen hat er in den sozialen Medien wie TikTok oder Instagram über 35 Millionen Views gesammelt.

Er klopft zuerst den Rhythmus des "Libertango" mit den Händen auf seinem Cello an, bevor er in das dramatische Melodienspiel einsteigt. Anschließend spielt er das Opening für die nächste Künstlerin.

Übersichtliche Darbietung

Die dänische Sängerin Aura Dione betritt die Bühne und singt ihren ersten Hit "I Will Love You Monday". Die Reaktion des Publikums auf ihren Gesang ist relativ bescheiden und wirkt eher wie höflicher Applaus. Auch beim zweiten Song "Friends" wirkt die Stimme nicht besonders stabil.

Mit "Geronimo" will sie das Publikum einbinden und läuft unten im Saal hin und her. Die Animation zum Mitsingen will nicht so wirklich zünden. Richtig Feuer erhält der Song erst, als das Orchester und der Chor Fine Fleur eingreifen. Jetzt bekommt der Song endlich den nötigen Druck und mit dieser Energie wird auch das Publikum aktiv.

Walzerzeit

Positiv gesehen kann man auch sagen. Aber diesem Zeitpunkt geht das Niveau der Show beständig aufwärts. Das Orchester spielt "Waltz mit Strauss", eine bunte Mischung verschiedener Stücke wie "An der schönen blauen Donau" oder "Wiener Blut". Die Zuschauer dürfen den Innenraum zur Tanzfläche machen.

Der Chor Fine Fleur singt danach aus dem Film "Barbie" den Hit "What Was I Made For" von Billie Eilish. Die Interpretation klingt wie ein Engelschor, durchzogen von Akzentuierungen dunklerer Männerstimmen.

Soul und Pop mit James Morrison

Der Singer/ Songwriter James Morrison zeigt direkt mit seinem Hit "You Give Me Something" seine überragenden Fähigkeiten. Gefühlvoll und mit so viel Druck in der Stimme zelebriert er an der Gitarre. Der Blues in der Stimme klingt unverkennbar durch.

Auch "Wonderful World" ist elektrisierend mit all der Kraft, dem Gefühl und dem Schmelz in der Stimme. Sein Auftritt erhält den meisten Applaus bis zu diesem Zeitpunkt.

Beste Unterhaltung

Das Orchester übernimmt wieder die Show. Zunächst spielen sie von Verdi den Gipsy Chor aus "I Trovatore", also der Troubadour. Parallel zieht Patrick de Smet seine übliche Show ab. Diesmal spielen er und sein Partner erst Triangel auf den Punkt, eine Version sogar auf den Takt mit verbundenen Augen, um dann die schweren Schläge mit Hammer auf Eisen zu klopfen. Perfektes Timing, beste Unterhaltung.

Richtig wild wird der "French Can Can". Dirigentin Alexandra Arrieche wird im schwarzen Kleid mit wallendem schwarzem Rock zur Tänzerin vor ihrem Orchester. Die mitreißende Melodie lässt das Publikum frenetisch mitklatschen und abfeiern.

Synthie-Pop mit Camouflage

Mit zwei Hymnen der 1980er Jahre geht es in die Pause. Camouflage betreten die Bühne. Ihr Hit "Love Is A Shield" wird von vielen Zuschauern laut und enthusiastisch mitgesungen. Der opulente Sound des Orchesters unterstützt die Energie der Melodie.

Ebenso abgefeiert wird "The Great Commandment". Viele Fans im Innenraum drängen vor zur Bühne und auf den Tribünen stehen viele Zuschauer und tanzen zu den mitreißenden Klängen. Die Stimmung ist großartig.

Außergewöhnlich

Nach der Pause spielt das Orchester zunächst eine Suite aus der Filmmusik von "Harry Potter". Nathan Chan spielt anschließend aus dem Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens das Stück "The Swan". Optisch untermalt wird die Melodie von einem Ausdruckstänzer, der die Musik in Bewegungen vertanzt.

Keiner wäre geeigneter, das Intro für den nächsten Song zu spielen als Nathan Chan. Er spielt die Melodie von "Cello", dem Hit von Udo Lindenberg. Gesungen wird jedoch die englische Version, und zwar von Anastacia.

Frauen-Power durch Anastacia

Der opulente Orchestersound, aus dem in diesem Moment die Streicher hervortreten, unterstützen die Melodie perfekt. Anastacia hat genügend Druck in der Stimme, um dem Song sehr viel Kraft zu geben. Die Stimmung in der Halle und die Energie steigen stetig an. Dabei wird "Sick And Tired" ebenso laut mitgesungen und abgefeiert wie "Left Outside Alone".

Komplett drehen das Orchester und Anastacia auf mit "I'm Outta Love". Die Musiker springen wieder auf und setzen sich auf den Takt, die Show ist musikalisch und optisch ein Genuss. Am Ende gibt es verdient einen ganz lauten Applaus.

Weihnachtszeit

Wunderschön und passend zur Weihnachtszeit singt der Chor das Weihnachtslied "Carol Of The Bells", weltbekannt geworden durch den Kinofilm "Kevin – Allein zu Haus". 

Wieder kommt Nathan Chan und spielt jetzt ein E-Cello. In seinem "Mashup" mischt er die Melodien verschiedener Songs ineinander, unter anderem einen Ausschnitt der Streichersequenz aus "Music" von John Miles. Schließlich setzt er zum Intro für eine ganz besondere Interpretation an.

Ganz neu interpretiert

James Morrison spielt mit der Akustik-Gitarre das Lied "Gangsta's Paradise" von Rapper Coolio. Die Akustik-Version mit den leisen Tönen des Cello und die zusätzliche Gesangskraft der drei Backing Vocals Rob, Julia und Michelle macht diese Version zu einem einzigartigen Erlebnis. James Morrison wechselt in der Stimme die Höhenlagen mit spielerischer Leichtigkeit und verleiht dem Song einen faszinierend rauen Charme.

Ebenso kraftvoll und doch wieder ganz anders ist das Duett mit Anastacia bei "Broken Strings". Beide ergänzen sich großartig in Kombination mit dem druckvollen Sound des Orchesters. Das Publikum feiert beide Künstler lautstark ab.

Das größte Highlight ist Toto

Nach einem weiteren Zwischenspiel des Orchesters, der 9. Sinfonie von Antonin Dvorak "From The New World", betreten zwei Künstler die Bühne, die sicher der Hauptgrund dafür sind, dass im Publikum verhältnismäßig viele ältere Herren sitzen.

Die legendären Rockmusiker Steve Lukather und Joseph Williams von der Band Toto legen mit "Stop Loving You" gleich richtig los. Der handgemachte Rocksound mit den elektrisierenden  Gitarrenriffs sorgt für riesige Energie in der Halle.

Gefeiertes Finale

Eine besonders intensive Atmosphäre bietet "I'll Be Over You". Die emotional aufwühlende Rock-Ballade wird durch die Backing Vocals im Gesang stimmlich noch druckvoller und die Gitarrenriffs harmonieren perfekt mit dem Orchestersound. Kraftvoll und aufpeitschend wabern Gesang und Musik von "Rosanna" durch die Arena. Die druckvollen Gitarrenriffs von Steve Lukather brennen ein gewaltiges Gewitter ab.

Zu "Africa" singen unzählige Zuschauer in der Halle mit und lassen die Arena beben. Das große Finale mit allen Künstlern auf der Bühne ist schließlich "Hold The Line". Die Gitarrenklänge feuern durch die Halle und bekommen zusätzlich Dampf durch die gesungenen Zeilen von James Morrison und Anastacia.

Am Ende das würdige Finale der Night of the Proms 2023. Eine Show, die sich im Niveau permanent steigert, aber am Anfang noch Luft nach oben offenbart.

Setlist:

Ouvertüre / Leichte Kavallerie / Libertango / I Will Love You Monday / Friends / Geronimo / Waltz mit Strauss (Mix) / What Was I Made For / You Give Me Something / Wonderful World / Gipsy Choir aus I Trovatore / French Can Can / Love Is A Shield / The Great Commandment

Suite aus Harry Potter / The Swan / Cello / Sick And Tired / Left Outside Alone / I'm Outta Love / Carol Of The Bells / Nathan Mashup / Gangsta's Paradise / Broken Strings / From The New World / Stop Loving You / I'l Be Over You / Rosanna / Africa / Hold The Line

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