Beth Hart (live bei den Jazzopen Stuttgart, 2017)

Beth Hart (live bei den Jazzopen Stuttgart, 2017) © Dieter Reimprecht

Die Zitadelle in Mainz bietet trotz Wolken am Himmel und eines kurzen Regenschauers den perfekten Rahmen für ein spektakuläres Konzert. Beth Hart zieht alle Register des Blues und Rock und sorgt für einen energetischen Hochgenuss.

Beth Hart sorgt auf ihrer Tour für die ganz große Vielfalt – nicht nur mit immer neuen Stilelementen, sondern mit immer neuen Songs.

Selbst während des Konzerts ändert sie die Reihenfolge der Setlist oder tauscht spontan Songs aus. So ist jedes Konzert einmalig.

Tiefe Einblicke

Schon die ersten beiden Songs, die Beth Hart im Original mit Joe Bonamassa aufgenommen hat, feuern jede Menge Power ins Publikum. Bei "For My Friends", drückt sie dem Publikum gekonnt ihren kraftvoll rotzigen Blues quasi mitten ins Gesicht. Die Energie ihres Gesangs und das brachiale Gitarrengewitter im Finale vollenden den Song und sorgen gleich für beste Stimmung.

Auch der Tempo-Blues von  "Can't Let Go" ist mitreißend. Dennoch sorgt die Darbietung für zahlreiche Lacher. Denn erst mitten im zweiten Song stellt Beth Hart fest, dass ihr Netzoberteil allzu freizügige Blicke erlaubt. Mit lachender Selbstironie stellt sie fest: "Woman do have tits" und lässt sich von ihrem Ehemann, der gleichzeitig ihr Manager ist, ein Shirt überziehen. 

Unter die Haut

Das Cover "I Love You More Than You'll Ever Know" von Blood, Sweat & Tears ist ein Ausdruck abgrundtiefer Sehnsucht. Die einsame Gitarre untermalt den dunklen, mystischen Gesang. Die Gefühle kriechen ganz tief unter die Haut und entfesseln eine begeisternde Emotionalität.

Das glatte Gegenteil ist "With You Everyday". Beth Hart setzt sich ans Piano und singt ganz gefühlvoll die entspannte Ballade. Mit dem durchdringenden "One Eyed Chicken" wird es wieder wild und kraftvoll. Die packende Bluesstimme von Beth Hart lässt Körper und Köpfe wippen, entfacht mit Pianosound und heulenden Gitarrenriffs eine Riesenenergie.

Blues-Power

Ohne Atempause jagt Beth Hart das Publikum in den nächsten Kracher "Chocolate Jesus". Das Cover von Tom Waits ist ein rhythmisches Feuerwerk. Am Ende explodiert das Publikum mit viel Applaus und lauten Pfiffen. Der energetische Flow ihres Hits "Bad Woman Blues" lässt die Zuschauer wieder mitgehen und tanzen, bis sie am Songende komplett ausflippen. Beth Hart drückt ihre Stimme voll nach oben, es ist die pure Gänsehaut.

Dem etwas ruhigeren "Good As It Gets" folgt mit "Spirit Of God" der nächste Powersong. Der energetische Up-Tempo Blues zieht immer mehr an. Die Energie brandet hoch, das Publikum flippt wieder aus. Beth Hart bedankt sich für die Leidenschaft der Zuschauer, die sie als echtes Geschenk betrachtet.

Wie ein Bond-Song

Die Dramatik von "Rub Me For Luck" mit seinen kurzen Pianopassagen und der immer wieder aufflammenden Stimme von Beth Hart erinnert stark an die Titelmelodien klassischer James Bond Filme. So entfesselt sie den nächsten Sturm der Begeisterung.

Danach zeigt Gitarrist Jon Nichols seine Fähigkeiten bei "I'll Take Care Of You". Die spektakulären Riffs steigern sich immer weiter und explodieren gemeinsam mit dem Feuerwerk von Schlagzeuger Bill Ransom. Die Band erhält für ihre Darbietung verdienten Applaus.

Allein am Piano

Eine echte Liebeserklärung an ihren Ehemann liefert Beth Hart, nun allein am Piano, mit der Ballade "Mechanical Heart". Die emotionale Stimmung steigert sie mit "War In My Mind". Die sich abwechselnden lauten und leisen Parts werden von Beth Hart mit intensiven Geräuschen untermalt, die sie mit den Stimmbändern erzeugt. Das Publikum feiert dieses musikalische Feuerwerk lautstark ab.

Für einen weiteren sympathischen Lacher sorgt sie bei "I Need A Hero". Sie fängt an, verliert aber zweimal den Faden und muss nochmal neu ansetzen. Die ruhige Ballade ist wunderschön und wird laut beklatscht.   

Ganz akustisch

Das Akustikset beginnt sie allein mit dem Bassist am Kontrabass. Das entspannte "Without Words In The Way" ist der Auftakt für ein spektakuläres Finale. Das entfesselte "Sugar Shack" sorgt für mächtig Wirbel, als Schlagzeuger Bill Ransom seine Hände über die Cahon fliegen lässt. Beth Hart erzeugt wieder Geräusche, der Rhythmus der Musik ist so entflammend, alle Körper zucken und tanzen.

Die Zugabe ist aus dem neuen Cover-Album "A Tribute To Led Zeppelin". Das Gitarrengewitter von "Whole Lotta Love" ist purer Rock. Jon Nichols zieht senkrecht über die Saiten seiner Gitarre, erzeugt spektakuläre Klangbilder, während Beth Hart ihre Stimme nochmal voll durchdrückt. Das Publikum feiert fast zwei Stunden toller Unterhaltung mit langem Applaus.

Setlist:

For My Friends / Can*t Let Go / I Love You More Than You'll Ever Know / With You Everyday / One Eyed Chicken / Chocolate Jesus / Bad Woman Blues / Good As It Gets / Spirit Of God / Rub Me For Luck / I'll Take Care Of You / Mechanical Heart / War In My Mind / I Need A Hero / Without Words In The Way / Sugar Shack // Whole Lotta Love

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