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Ambrose Akinmusire (Enjoy Jazz in Ludwigshafen, 2018) © Andreas Defren

Bei seinem Auftritt im Kulturzentrum dasHaus in Ludwigshafen bei Enjoy Jazz 2018 erweist sich Trompeter Ambrose Akinmusire als die erhoffte eigenständige Stimme des modernen Jazz.

Ambrose Akinmusire wird seit Jahren als große Hoffnung des modernen Jazz gehandelt. Ein Musiker, der fraglos zeitgenössisch spielt, aber über tiefe Wurzeln in der Tradition des Jazz verfügt, wie Festivalleiter Rainer Kern einführend betont.

Erfreulich viele Zuschauer sind in das Kulturzentrum dasHaus gekommen, um den Trompeter aus Oakland, Kalifornien mit seiner Band zu erleben. Das Quartet mit Sam Harris (Klavier), Harish Raghavan (Bass) und Justin Brown (Drums) erweist sich als wunderbar eingespielte Band, in der besonders Harris und Brown Akzente setzen, während sich Bassist Raghavan nicht nur physisch im Hintergrund hält.

Keine Rapper, keine Streicher

Wenn interessierte Zuhörer Akinmusires neues Album anhören, dürfte sie der Kontrast zum Konzert in Ludwigshafen überraschen. Auf "Origami Harvest" ist nicht nur ein Streichquartett, sondern auch Rapper Kool A.D. prominent vertreten, was für ein vollständig anderes, und nicht unbedingt besseres Hör-Erlebnis sorgt.

Obwohl die Zusammenarbeit mit einem Rapper nicht überrascht, da Akinmusire auf Kendrick Lamars Hip-Hop-Meisterwerk "To Pimp A Butterfly" gespielt hat, dürften die meisten Anwesenden nicht traurig sein, dass Akinmusire die Reise nach Europa ohne den Rapper angetreten hat.

Naturgemäß steht Kool A.D. auf "Origami Harvest" sehr im Mittelpunkt und sorgt in Kombination mit den Streichern dafür, dass das neue Werk in seiner Crossover-Herangehensweise vielleicht sehr zeitgemäß ist, aber auch überfrachtet wirkt.

Vielseitigkeit

Im Gegensatz dazu verdeutlicht das Konzert bei Enjoy Jazz, warum Akinmusire sich inzwischen auf beiden Seiten des Atlantiks als Musiker etabliert hat. Wenn er lyrisch spielt, verliert er nie die Spannung und wenn er seine Trompete leidenschaftlich erklingen lässt, wirkt er stets elegant. Selbst wenn er mit technischen Finessen aufwartet, um seine Virtuosität unter Beweis zu stellen, fügt sich das meistens harmonisch in das Gesamtkonzept des Konzertes ein.

Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass Akinmusire den Abend mit eher lyrischen Stücken eröffnet, das Tempo im Verlauf anzieht und schließlich das reguläre Set mit energetischen Kompositionen beschließt. Es gibt nicht viele Musiker, die so überzeugend zwischen verschiedenen emotionalen Ausdrucksformen zu wechseln.

Stille Innovation

Dass diese Vorgehensweise Erfolg hat, ist Ergebnis seiner Kreativität. Er vermag das Publikum immer wieder zu überraschen und mitzureißen, weil er nie in simple Muster verfällt. Wie gelungen die Gratwanderung ist, Akinmusire und Band an diesem Abend vollführen, zeigt sich auch darin, dass die Musik bei aller Modernität immer eingängig bleibt. 

Akinmusire geht keine ausgetretenen Pfade entlang, ist aber auch kein dermaßen radikaler Neuerer, dass er damit seine Zuhörer abschrecken würde. Stattdessen praktiziert er eine Art stiller Innovation. Dazu trägt auch sein klarer Trompeten-Ton bei, der ohne Verfremdung oder elektronische Mittel auskommt.

Status bestätigt

Akinmusire selbst gibt sich unprätentiös, fast etwas scheu. Seine relativ leisen Ansagen gehen im Applaus des Publikums oft unter, beschränken sich aber auf den Dank ans Publikum, die Vorstellung der Band und die Titel einiger Stücke. 

Das Publikum spendet reichlich Applaus und sorgt dafür, dass Akinmusire zweimal auf die Bühne zurückkehrt, einmal für ein Solostück und dann für eine kurze Zugabe mit Band. Wie so häufig bei Jazzkonzerten sind die Zugaben nicht essentiell: Das Wichtige hatte der Trompeter schon vorher mitgeteilt: Mit seinem Talent und seiner Kreativität ist weiterhin zu rechnen.

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