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Mireille Mathieu (live in Frankfurt 2018) © Rudi Brand

Etwa zwei Stunden lang beeindruckt Mireille Mathieu ihre Fans in der Frankfurter Jahrhunderthalle mit einer Revue durch ihre mehr als 50-jährige Laufbahn. Mühelos demonstriert die "Spatz von Avignon" genannte französische Sängerin dabei, wie gut sie weiterhin bei Stimme ist.

Wie Édith Piaf und France Gall ist der Name Mireille Mathieu untrennbar mit dem französischen Chanson verbunden.

Im letzten halben Jahrhundert hat die kleine Frau mit der großen Stimme eine Weltkarriere hingelegt. 1200 Lieder in elf Sprachen und 125 Millionen verkaufte Tonträger später geht die inzwischen knapp 72-jährige Sängerin auf große Welttournee, die sie auch in die Frankfurter Jahrhunderthalle führt.

Szenen einer Laufbahn

Dort nehmen ihre Fans den "Spatz von Avignon", wie die Chansonnière mit der markanten Pagenfrisur vielsagen genannt wird, gleich gebührend in Empfang. Es gibt bereits stehende Ovationen in Teilen des Publikums, noch bevor "die Mathieu" überhaupt die Bühne betreten hat.

Ein Video gibt zunächst einen kurzen Überblick über Schlüsselmomente ihrer Laufbahn, wie etwa ihr Treffen mit Papst Johannes Paul II. Kurz darauf betritt die nur 1,53 Meter große Powerfrau mit "Il faut croire" die Bühne.

Mehrsprachiges Programm

Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, arbeitet sich Mireille Mathieu mit ihrer 14-köpfigen Begleitband inklusive vierköpfigen Streichersatz und drei Backgroundsängern durch eine Reihe ihrer großen Erfolge.

Dabei dürfen selbstverständlich ihre deutschen Hits à la "Es geht mir gut, Chéri", "An einem Sonntag in Avignon" und "Hinter den Kulissen von Paris" ebenso wenig fehlen wie Songs in ihrer Muttersprache wie "Prends le temps", "Mon credo" oder "Une histoire d’amour".

"Spatzenklasse"

Bei großen Sängerinnen und Sängern besteht ab einem gewissen Alter stets die Gefahr, dass irgendwann die Stimme versagt. Mireille Mathieu hingegen straft ihre Kritiker in dieser Hinsicht Lügen.

Ihr kraftvolles, leicht tremolierendes Organ klingt immer noch wie in Jugendtagen. Gesanglich wie insgesamt vom Sound her gibt es an ihrem Auftritt in der Jahrhunderthalle rein gar nichts zu bemängeln. Bei der französischen Diva und ihren musikalischen Begleitern sitzt jeder einzelne Ton.

Authentischer Pathos

Natürlich gibt es bei den streckenweise zuckersüßen Melodien und Texten, die manch einer womöglich Nase rümpfend als "Schlager" abtun würde, jede Menge Pathos.

Mireille Mathieu schafft es jedoch recht mühelos, ihr Material so zu transportieren, dass der dem Genre so eigene Kitsch – zumindest weitgehend – vermieden wird. Sie wirkt einfach authentisch. Bezeichnend dafür ist, dass sie beim ihrer verstorbenen Mutter gewidmeten "Maman la plus belle du monde" selbst fast den Tränen nahe ist.

Vielen Dank für die Blumen

Für diese Leistung wird sie von ihrem Publikum nach jedem Song gefeiert, ohne dass sie sich selbst großartig zu Wort melden würde.

Ständig läuft jemand nach vorne zur Bühne, um ihr einen Blumenstrauß zu überreichen, so dass man sich eingangs noch fragt, ob es sich dabei um einen geschickten Marketing-Schachzug oder um echte Sympathiebekundung handelt. Im Laufe des Abends wird aber klar: Ihre Fans lieben "die Mathieu".

Wer rastet, der rostet

Das Konzert ist zwar nicht ausverkauft und mitunter wirkt die für den Anlass komplett bestuhlte Jahrhunderthalle sogar relativ leer.

Dieser Eindruck täuscht allerdings, denn ein nicht geringer Teil der Zuschauer stellt sich – gerade in der zweiten Hälfte der Show – direkt vor die Bühne und verlässt diesen Platz auch bis zum Ende des Abends, als sich Mireille Mathieu auf "Druck" bzw. euphorische Reaktion hin mit einem zweiten "Hinter den Kulissen von Paris" spontan noch einmal zurückmeldet.

Kleine Frau ganz groß

Als der "Spatz von Avignon" sich unter dem Jubel ihrer Fans schließlich endgültig verabschiedet, hat das Publikum in der etwa zu drei Vierteln gefüllten Jahrhunderthalle einen Weltstar erlebt, der auch im Rentenalter stimmlich noch in bestechender Form ist.

Mireille Mathieu ist weiterhin eine Diva im besten Sinne, die ihr Publikum in einer Vielzahl von Sprachen bestens zu unterhalten vermag. Die Zuschauer in Frankfurt jedenfalls feiern ihr Idol im großen Stil – und das völlig zu Recht.

Setlist

Il faut croire / Tous les enfants chantent avec moi / La Paloma adé / Martin / Je t’aime avec ma peau / Taratating Taratatong / Une histoire d’amour / Una canzone / Es geht mir gut, Chéri / L’hymne à l’amour / An einem Sonntag in Avignon // Mon credo / Santa Maria / Ce n’est rien / Un dernier mot d’amour / Der Pariser Tango / La voix de dieu / Hinter den Kulissen von Paris / Une vie d’amour / Medley étranger (inkl. Somewhere Over The Rainbow und Sakura) / Meine Rose / Очи чёрные (Schwarze Augen) / Der Zar und das Mädchen / Acropolis adieu / Amour défendu / Non, je ne regrette rien / Maman la plus belle du monde / Prends le temps // Hinter den Kulissen von Paris

 

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