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Alice Cooper (live in Ludwigsburg 2017) © Torsten Reitz

Mit dem aktuellen Album "Paranormal" tourt Alice Cooper durch die Lande. In der Ludwigsburger MHPArena beweist der Schock-Rocker, dass man ihn längst noch nicht zum alten Eisen zählen sollte.

Gerade hat Alice Cooper sein neuestes Werk “Paranormal“ veröffentlicht – und schon ist der Fürst der Dunkelheit wieder unterwegs, um zu demonstrieren, dass er immer noch der Altmeister der musikalischen Horrorshows ist, dessen Mitbewerber sich gefälligst alle hinten anzustellen haben.

Donnerndes Vorprogramm

Für seine Konzerte hat die Detroiter Rock-Ikone die britische Band Thunder eingeladen, und die fünf Veteranen von der Insel um Sänger Danny Bowes legen auch direkt wie vom Blitz getroffen los.

Das Publikum im inzwischen gut gefüllten Innenraum der Arena nimmt den Auftritt der Londoner dementsprechend wohlwollend zur Kenntnis. Denn Thunder sorgen für jede Menge donnernde Energie in Ludwigsburg und stimmen die Zuschauer mit ihrer soliden, unprätentiösen Art gut auf den doch recht theatralisch gehaltenen Auftritt des Schockrock-Altmeisters ein.

Die Welt ist ein brutaler Ort

Alice Cooper und seine fünf Mitstreiter lassen sich dann auch nicht groß lumpen und gehen gleich ab der ersten Sekunde energiegeladen wie brachial zu Werke. Davon zeugt bereits der Titel des Openers "Brutal Planet". Die Welt ist eben nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen – und beim Fürsten der Dunkelheit schon gar nicht.

Grund zu jubeln gibt es dennoch ausreichend, denn die aus allen Rohren feuernden Musiker rund um den mittlerweile fast 70-jährigen Frontmann schieben mit "No More Mr. Nice Guy" und "Under My Wheels" gleich zwei Klassiker aus dem großen Cooper-Repertoire nach.

Unter Strom

Der Altmeister selbst, umringt von gleich mehreren in bester Duracell-Häschen-Manier agierenden Saitenhexern, präsentiert sich dabei als Zeremonienmeister, wie er im Buche steht.

Mit seinem schwarzen Anzug inklusive Hut und Stock sowie dem inzwischen schon obligatorischen Make-up erinnert er äußerlich beinahe an die Figur des Oswald Cobblepot, besser bekannt als der Pinguin aus Batman – nur dass Cooper dabei wesentlich sympathischer daherkommt als seine optische Vorlage.

Auf das Köpfchen kommt es an…

Überhaupt lassen sich der Schockrocker und seine Band so einiges einfallen, um die Show für das Publikum möglichst interessant zu gestalten. Bei "Department Of Youth" etwa lässt sich Alice eine Apparatschik-Mütze verpassen, die an etliche untergegangene Systeme erinnert. Zudem gibt es jede Menge wehender Haare von den übrigen Musikern. Besonders hervor tun sich hierbei Gitarristin Nita Strauss und Bassist Chuck Garric.

Doch Kopfbedeckungen jeglicher Art sind bei weitem nicht die einzigen Gimmicks beim Auftritt von Alice Cooper. Zu "Feed My Frankenstein" kommt der namensgebende Altmeister nach kurzer Auszeit in einem blutverschmierten Kittel auf die Bühne. Hinter ihm wird eine Apparatur installiert, die von zwei als Skelette kostümierten Männern festgehalten wird. Pünktlich zum Gitarrensolo steht die Maschine dann im Fokus. Aus ihrer Mitte sprühen Funken und Nebel, und schließlich marschiert ein überlebensgroßer, furchteinflößender Frankenstein über die Bühne.

Weibliche Unterstützung

Auch weitere weibliche Gäste dürfen bei der Ludwigsburger Nacht mit Alice Cooper nicht fehlen: Bei "Only Women Bleed" taucht eine komplett in schwarz-weiß geschminkte junge Dame mit Zöpfen neben dem in weißem Hemd und schwarzer Lederweste gekleideten Frontmann auf. Später, bei "Killer", steckt der Altmeister dann selbst in einer Zwangsjacke und wird von einer in monochromen Farben gehaltenen Krankenschwester liebevoll auf die ganz harte Tour verarztet.

Nur nicht den Kopf verlieren

Das ist aber lediglich die Vorbereitung auf das, was die Show für Alice Cooper persönlich im Anschluss noch in petto hat. Am Ende des Songs wird nämlich ein Schafott auf der Bühne aufgebaut – und ein Henker macht den Frontmann mit Hilfe des Fallbeils im wahrsten Sinne des Wortes einen Kopf kürzer.

Zu "I’m Eighteen", dem großen Finale des regulären Sets, kehrt der Frontmann dann im blutverschmierten Hemd und mit Krückstock von den Toten zurück. Feierlich hält er seinen eigenen falschen zweiten Kopf in der Hand und schleudert schließlich die Gehhilfe brachial hinter sich.

Ein Stück Nachsitzen

Nachdem die Band kurzzeitig die Bühne der MHPArena verlassen hat, klingelt es in der Halle. Denn das obligatorische Ende der letzten Schulstunde wird nun im großen Stil eingeläutet: Bei Alice Coopers Jahrhunderthit "School’s Out" gibt der Schockrocker wieder den Zeremonienmeister, jetzt aber komplett in Weiß.

Dazu schweben Seifenblasen über die Bühne. Auf seinen Ausruf "It’s Party Time!" hin regnen zudem Konfettischnipsel und riesige Luftballons auf die Zuschauer herab – und eine rockige Version des Refrains von Pink Floyds "Another Brick In The Wall" sorgt für ein weiteres Aha-Erlebnis.

Hochexplosive Giftmischung

Nachdem Alice Cooper seine Band vorgestellt hat und das Publikum bei "School’s Out" lauthals mitgegangen ist, endet eine vergnügliche, etwa anderthalbstündige Nacht mit dem Fürsten der Dunkelheit, die eine gesunde Mischung aus alten Klassikern wie "Poison" oder "Billion Dollar Babies", neueren Werken à la "Paranoiac Personality" und "Woman Of Mass Distraction" sowie einem gesundes Maß an Horrorshow bot, die wohl zurecht erst ab 18 freigegeben ist.

So und nicht anders wollen seine Fans Alice Cooper sehen – und der Altmeister hat auch mit knapp 70 einmal wieder geliefert.

Setlist

Brutal Planet / No More Mr. Nice Guy / Under My Wheels / Department Of Youth / Pain / Billion Dollar Babies / The World Needs Guts / Woman Of Mass Distraction (inklusive Nita Strauss-Gitarrensolo) / Poison / Halo Of Flies (inclusive Glen Sobel-Schlagzeugsolo) / Feed My Frankenstein / Cold Ethyl / Only Women Bleed / Paranoiac Personality / Ballad Of Dwight Fry / Killer / I Love The Dead / I’m Eighteen // School’s Out

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