© Jonathan Mannion

Drake vereint wie kein anderer Künstler in Perfektion die Mischung aus Rap und modernem Soul. Dazu liefert er live eine elektrisierende Mischung aus Licht und Feuerwerkseffekten, die beim Publikum für große Augen und blanke Euphorie sorgt.

Beim Betreten der Halle merkt man gleich, dass Drake wie schon 2015 eine große Inszenierung plant. In der Hallenmitte steht eine große Rundbühne. Darüber hängen an der Decke zahlreiche, medizinballgroße Kugeln an Fäden. Mit dem Opening lässt Drake die Kugeln wie in einer Welle tanzen.

Das Licht geht aus und die weiß beleuchteten Kugeln fahren hinab zum Innenraum. Dort erzeugen sie mit einer schwunghaften Bewegung eine Welle, mit der Drake aus einer Bodenöffnung in der Hauptbühne nach oben "gespült" wird. Sein Opening mit "Trophies" ist deutlich zu verstehen und damit eine Riesensteigerung gegenüber der Show in Frankfurt 2015, als die erste Konzerthälfte unter starken akustischen Verzerrungen litt. Mit geschmeidigen Dance-Moves, knallhartem Rap und eindeutigen Textpassagen wie "This Shit Is Not A Love Song" gibt er die Richtung vor.

Großes Feuerwerk

Anschließend gibt Drake Vollgas mit "Started From The Bottom". Er feuert gnadenlos seine Zeilen ab und das Publikum singt und rappt jede Zeile lauthals mit. Der Mann aus Toronto kommentiert trocken: "Tonight Oberhausen is my home". Mehrere Lichtwürfel werden aus dem Boden ausgefahren. Drake steht auf dem großen Würfel in der Mitte und feuert "Headlines" ins Publikum.

Würfel und Rückwand verschmelzen zu einer Einheit, einer Art schwarzem Marmor, der von weißen Linien durchzogen ist. Die heißen Flammen aus dem Boden erhellen den Raum und knallige Explosionen lassen die Halle erbeben. Im Hintergrund laufen futuristische Videos, als Drake zu "Still Here" ansetzt. Ab jetzt wechselt er stilistisch hin und her und zeigt seine gesanglichen Fähigkeiten. Bei "Successful" lässt er das Publikum ansingen und beendet den Song mit ganz sanftem Schmelz in der Stimme. 

Die Decke tanzt

Zu "Hotline Bling" holt Drake eine einzelne Kugel in pinker Beleuchtung nach unten und lässt sie über sich tanzen. Als sie wieder aufsteigt, färbt sich die ganze Kugeldecke schlagartig pink und gerät in Bewegung. Man fühlt sich wie in einer Blase aus pinkem Bubble Tea, als die Kugeln wild durcheinander tanzen und im Rhythmus der Musik zu "Hold On, We're Going Home" schwingen. Der groovige Sound, der an Retro-Soul erinnert, erlaubt Drake wieder als Sänger zu glänzen.

Nach einem kurzen Sprint durchs Publikum steht Drake plötzlich auf der Mittelbühne. Die Fans im hinteren Innenraum rasten aus, denn Drake ist nun ganz nahe. Er springt von Seite zu Seite und heizt ihnen mit "My Way" ein. Der Song "Jumpman" lässt die Zuschauer noch mehr ausflippen, springen und schreien. Dann sagt er seinen Kumpel Giggs an, ein Rapper aus London. Der erscheint plötzlich aus dem Boden, Drake läuft zurück zur Hauptbühne und im grünen Laserlicht powern sie gemeinsam los zu "Whippin Excursion".

Die Radiohits

Mit Rihanna hatte Drake 2016 "Work" zum Hit gemacht. Jetzt erklingt ihre Stimme vom Band, während er singt und erstmals einige Tänzerinnen um sich herum hat. Sie stehen auf den Lichtwürfeln und zeigen laszive Moves, wie sie ebenso gut von Rihanna selbst stammen könnten. Zu "Controlla" fliegen dann die Deckenkugeln wieder durch die Luft.

Aber Drakes Mitsing-Song ist "One Dance". Die Kugeln fliegen wellenartig um Drake herum, als er das Publikum ansingt und die Halle lauthals alles mitsingt. Dazu twerken die Tänzerinnen gebückt in Richtung der Zuschauer. Die Halle tobt und ist bereit für mehr, hat aber noch keine Ahnung, dass gleich die Stimmung ungeahnte Höhen erreichen wird, als Drake für die Zugabe nach hinten geht.

Der Hammer: The Weeknd als Surprise Act

Plötzlich wird die Bühne in gleißendes Licht getaucht, der Boden in der Hauptbühne öffnet sich und ohne jede Ankündigung fährt The Weeknd auf die Bühne. Die Halle steht Kopf, schreit vom Adrenalin gepusht so laut und ekstatisch los wie sie nicht einmal Drake zuvor entfesseln konnte. The Weeknd singt "The Hills" und die Fans sind wie im Endorphinrausch. Dann kommt The Weeknd nach vorne zur Mittelbühne und singt "Starboy". Die Stimmung in der Halle ist nicht mehr zu toppen. Drake kommt wieder nach vorne und verabschiedet seinen Kumpel aus der gemeinsamen Heimatstadt Toronto.

Kleiner Wermutstropfen für die weiteren Konzerte von Drake dürfte sein, dass dies der einzige Gastauftritt von The Weeknd bleiben dürfte. In Oberhausen hat es gepasst, weil The Weeknd kurz darauf in Köln sein eigenes Konzert spielt und dies als Eigenwerbung genutzt hat. Aber während der drei restlichen Konzerte von Drake in Berlin, Hamburg und Köln ist The Weeknd bereits auf seiner eigenen Tour in Großbritannien unterwegs.

Die große Kugel

Für die Zugabe wird aus der Mittelbühne ein großer, lichtanimierter Ballon aufgeblasen, der bis an die Decke reicht. Drake kommt wieder nach vorne und tanzt auf der Mittelbühne um die Kugel herum. Während die Zuschauer "Pop Style" mitsingen, ist "Know Yourself" ein Grund, beim Tanzen voll auszuflippen. Wie einst beim Pogo springen sich die Zuschauer hemmungslos an und Drake feuert sie an, sich völlig dem Gefühl hinzugeben.

Eine Botschaft an alle, die uns benutzen und enttäuschen, ist der Song "Energy". Drake fordert alle auf, solchen Personen symbolisch den Mittelfinger zu zeigen. Ungewöhnlich ruhig und ohne Knalleffekte endet schließlich das Konzert mit "Legend". Völlig entspannt singt Drake zum Abschied, geht zurück zur Hauptbühne und verschwindet mit Winken und einem Gruß im Bühnenboden. 

Show der Extraklasse

Drake vereint mehrere großartige Fähigkeiten. Er ist hart in den Raps, aber nie großkotzig protzend. Er singt ebenso sanft und gefühlvoll, aber ohne kitschig zu werden. Er ist ein Könner und hat es nicht nötig, sich absurd aufzublasen. Seine Shows sind großartige Inszenierungen, garniert mit viel Feuer, Lichteffekten und Drama. 

Lediglich bei den Explosionen neigt er zu Übertreibungen. Einige wenige, gezielt eingesetzte Knaller sind effektvoll. Aber wenn man am Ende das Gefühl hat, dass rund 20 Böller in nächster Nähe explodiert sind, muss die Frage erlaubt sein, ob er hier nicht eine Sorgfaltspflicht gegenüber seinen meist jungen Fans hat. Da nützen auch keine Warnungen auf den Tickets hinsichtlich Gehörschädigung durch zu laute Musik. 

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