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Rival Sons (live in Frankfurt, 2017) © Peter H. Bauer

Nach erfolgreichen Abstechern als Support von AC/DC, Black Sabbath und Deep Purple beweisen die Rival Sons mit einer fulminanten Headlinershow vor ekstatischem Publikum in der Frankfurter Batschkapp, warum ihnen die Altmeister auf ihren letzten Tourneen völlig zurecht den Staffelstab übergeben zu haben scheinen.

Viele haben sich in den vergangenen Jahrzehnten daran versucht, in die übergroßen Fußstapfen der 70er-Jahre Hardrock-Bigfoots Black Sabbath, Deep Purple und Led Zeppelin zu treten. Bisher ist es jedoch keiner Band so recht gelungen.

Badlands, Wolfmother oder wie auch immer sie heißen mögen missglückte dies aus den unterschiedlichsten Gründen. Interne Auflösungserscheinungen, falsches Timing – die Gründe für ihr Scheitern haben mannigfache Gründe. Mit den Rival Sons schickt sich seit geraumer Zeit eine weitere Gruppe an, die Nachfolge der Rocklegenden anzutreten.

Populär in Europa

Auf Tourneen unterstützten die fünf Kalifornier, wenn man Livekeyboarder Todd E. Ögren-Brooks hinzuzählt, in den vergangenen Jahren bereits Genregrößen wie AC/DC, Black Sabbath und Deep Purple und wussten dabei gerade das europäische Publikum zu begeistern.

Derzeit befinden sich die konkurrenzfähigen Abkömmlinge mit ihrer bluesgetränkten Rockmixtur auf eigener Konzertreise durch Deutschland. Einer ihrer Stopps führt sie dabei in die fast aus allen Nähten platzende Frankfurter Batschkapp.

Poetisches zum Auftakt

Der Abend beginnt nicht unbedingt so, wie man es von einer Band wie den Rival Sons erwarten würde. Statt einer Vorgruppe legt zunächst ein bärtiger langhaariger, aber bereits leicht ergrauter DJ namens Howie Pyro auf. Auf ihn folgt der wesentlich jüngere Derrick Brown, der sich zunächst alleine an die bereits aufgebauten Keyboards setzt, jedoch bereits wenig später zu verstehen gibt, dass er eigentlich gar kein Instrument spielt, sondern lediglich seinen Laptop bedient und zu den zahlreichen Anwesenden spricht.

Helikoptergeräusche schwirren im Surroundgewand durch die Halle und die Hörerschaft klatscht mit. Brown ist in diesem Moment mehr Entertainer denn Musiker, obwohl er im Grunde seines Herzens ein Dichter ist – und genau seine poetischen Zeilen trägt er dann auch zu den Klängen von Wellen und rotierenden Hubschraubern vor, während sich Rival Sons-Frontmann Jay Buchanan direkt hinter ihm die Haare stylt. Den durchaus ungewöhnlichen Konzertauftakt nimmt ein Teil des Publikums wohlwollend, ein anderer eher kopfschüttelnd wahr.

Weder knochig noch hohl

Mehr nach dem Geschmack sämtlicher Fans sind dann die Headliner. Zu den Klängen von Ennio Morricones "The Good, The Bad & The Ugly", betreten die Kalifornier die Bühne und legen mit dem ersten Teil des Titelsongs ihrer aktuellen Platte "Hollow Bones" auch gleich krachend los. Mit "Tied Up" und "Thundering Voices" schieben sie gleich zwei weitere Stücke des Hitalbums nach.

Am Equipment alleine bemerkt man bereits, an welcher Ära sich die Rival Sons orientieren. Viel mehr "Vintage" in Sachen Bandausstattung dürfte kaum drin sein als Gibson Firebird-Gitarre, Fender Jazz Bass, Orange- und Ampeg-Verstärker, ein Gretsch Drumkit sowie Tasteninstrumente von Hammond – und genau das hört man den Sprösslingen aus Long Beach auch an. Was da brachial aus dem Boxen ertönt, ist feinster Blues- und Garage-Hardrock mit einem deutlichen 1970er Jahre-Einschlag.

Voll und ganz auf der Höhe

Ein Teil des Publikums hat dieses Jahrzehnt am eigenen Leibe miterlebt und erfreut sich an den kompromisslosen Riffs, die Gitarrist Scott Holiday und Tieftöner Dave Beste auftischen. Darüber thront die markante Stimme von Jay Buchanan, der den Songs mit seinem mächtigen Organ das gewisse Etwas verleiht.

Nachdem sich die Rival Sons durch etliche Stücke gearbeitet haben, meldet sich der Frontmann schließlich zum ersten Mal zu Wort, erzählt, dass er bis weit in den Nachmittag krankheitsbedingt im Bett gelegen habe und gesanglich nicht ganz auf der Höhe sei. Man merkt es ihm aber nicht wirklich an. Geradezu wie ein Besessener schreit er sich durch die energiegeladenen Stücke, die seine Mitstreiter auf dem rhythmischen Fundament von Drummer Mike Miley aufbauen.

Stellt man sich dicke Rauch- und Nebelschwaden vor, könnte man fast den Eindruck gewinnen, sich irgendwo in einer Konzerthalle der frühen bis mittleren 1970er zu befinden. Der erdige, bluesiger Rock der Rival Sons wirkt wie aus einer anderen Zeit, ohne sich dabei jedoch allzu übertrieben rückwärtsgewandt zu präsentieren. Dafür sorgen auch die gelegentlich vom bärtigen Tourkeyboarder Todd E. Ögren-Brooks eingestreuten Synthesizereffekte, die dem Ganzen eine modernere Note verleihen.

Die Batschkapp bebt vor Begeisterung

Als sich die Kalifornier dann nach einer recht ausgedehnten, vom Publikum gefeierten Version von "Torture" langsam, aber sicher zu den finalen Stücken des Abends vorarbeiten und Buchanan bei den Fans nachhorcht, ob sie denn bereit dafür seien, die richtige Party anzugehen, versteht man in der Halle sein eigenes Wort fast nicht mehr. Das liegt aber nicht nur daran, dass die brachialen Sounds der Rival Sons die Batschkapp beinahe zum Beben bringen, sondern auch an den ekstatischen Zuschauern.

Bei dem mit seinem schleppenden Beat zunächst leicht an Led Zeppelins "When The Levee Breaks" erinnernden "Open My Eyes" singt das Publikum ebenso euphorisch mit wie beim vorangegangenen "Torture" und spendet den fünf Musikern nach jedem Stück tosenden Beifall, für den sich Buchanan im Namen der Band dann auch artig bedankt. Die Rival Sons freuen sich, dass die zahlenden Gäste ihr hart verdientes Geld für die schönen Künste ausgeben – und man kauft ihnen diese Aussage auch ab.

Grenzenlose Glücksgefühle

Mit ihrem vielleicht größten Hit "Keep On Swinging" verabschieden sich die Kalifornier von ihren Fans. Zugaben gibt es bei der Frankfurter Show keine, aber das kann die Begeisterung kaum trüben. Zum Abschluss des ansonsten sehr gelungenen Abends stellen die Rival Sons sämtliche am Tourbetrieb beteiligten Leute vor und holt ihr ungewöhnliches Vorprogramm noch einmal auf die Bühne, bevor sie unter donnerndem Applaus die Halle verlassen.

Glaubt man den Erkenntnissen neuerer Studien, machen Konzertbesuche aufgrund des Gemeinschaftserlebnisses glücklich. Ein solches Gefühl der Euphorie hat sich auch bei der breiten Masse des Publikums in der Batschkapp ob der grandiosen, eindreiviertelstündigen Show der Rival Sons eingestellt. Nur in punkto Zugaben dürfen sich die Kalifornier bei den alteingesessenen Rocktitanen eine Scheibe abschneiden, bevor sie das Staffelholz endgültig von ihnen übernehmen.

Setlist

Hollow Bones Pt. 1 / Tied Up / Thundering Voices / Electric Man / Secret / Pressure & Time / Where I’ve Been / You Want To / Fade Out / Scott Holiday Gitarrensolo / Tell Me Something / Face Of Light / Torture / Open My Eyes / Mike Miley Schlagzeugsolo / Hollow Bones Pt. 2 / Keep On Swinging

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