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Alter Bridge live in Frankfurt am Main 2016 © Andreas Defren

Die US-Hardrock-Heroen von Alter Bridge sind auf "The Last Hero Tour" und kämpfen trotz technisch einwandfreier und schweisstreibender Show in der Frankfurter Jahrhunderthalle gegen ein undefiniertes Soundchaos.

Es gibt Auftritte, da hast du als Musiker einen guten Tag, verspielst dich kaum, triffst die Töne, performst ordentlich und trotzdem ist fast alles für die Tonne.

Wie wichtig gerade bei Metal- oder Rockbands mit mehrfachen Gitarren ein gut definierter Mix ist, zeigt sich leider auch bei Alter Bridges Auftritt in der Jahrhunderthalle in Frankfurt. Daran kann selbst ein Gitarrengott wie Mark Tremonti nichts ändern.

Gojira machen Krach

Einen akustischen Vorgeschmack gibt es bereits bei den Special Guests Gojira, früher bekannt unter dem Namen Godzilla. Kein Wunder: unter ohrenbetäubendem Krach prügeln die französischen Death-Metaler ihre auf Platte verewigten Werke runter, dass sogar die Lichtshow kurzzeitig den Geist aufgibt und die gesamte Truppe im Dunkeln stehen lässt. Gott sei Dank gibt es Taschenlampen-Apps.

Was allerdings Sänger Joseph Duplantier für lyrische Ergüsse präsentiert – ob auf Englisch oder Klingonisch, ob Telefonbuch oder Speisekarte – ist völlig irrelevant. Der Tinnitus ist lauter als das Mikrofon. Aber brachial und ganz arg böse war der Auftritt dennoch. Übrigens sind auch Kleinkinder anwesend – wohlgemerkt ausgerüstet mit Ohrenstöpseln.

Untergang im Gitarrengewitter

Leider bleibt auch dem Hauptact Alter Bridge ein undefinierter Klang nicht erspart, was es selbst einem Sänger wie Miles Kennedy nicht wirklich erleichtert, mit seiner vier Oktaven-Stimme herauszustechen – oder er nuschelt einfach zu viel.

Selbst wenn man die Songs kennt, sind bei einigen weder Melodie noch Harmonie erkenntlich – vom Text ganz zu schweigen. So gehen Alter Bridge zumindest in der ersten Hälfte ihres Sets in ihrem eigenen Gitarrengewitter unter. So soll es aber nicht bleiben....

Die echten Stärken

Aufgrund des miserablen Sounds kann das Potential von druckvollen Riffmonstern wie "Addicted to Pain", "Come to Life" oder "Cry of Achilles" inklusive Solopart nicht ausgeschöpft werden, was wirklich ärgerlich ist. Dennoch scheint es soundtechnisch ab dem Klassiker "Broken Wings", der lauthals von der Menge mitgesungen wird, bergauf zu gehen – oder die Ohren haben sich an den Mix gewöhnt.

Eines der Highlights des Abends kommt allerdings von Kennedy selbst, nämlich ein traumhaft schönes "Watch Over You" in einer Solo-Akustik-Version, bei der die ganze Halle den Refrain mitsingt und er seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis stellen kann. Dafür gibt es mächtig Applaus seitens des Publikums.

Ein eingespieltes Team

"Water Rising" übernimmt am Mikrofon dafür Kollege Tremonti. Sowohl beim Gitarrenspiel mit beeindruckenden Soli-Einlagen als auch den Vocal-Parts ergänzen sich die beiden erstaunlich gut. Technisch präsentieren sich Alter Bridge auf hohem Niveau. Auch "Blackbird" ist mit seinem epischen Aufbau ein Hörgenuss aller erster Güte. Zudem lässt die Songauswahl an dem Abend mit einem Querschnitt aus der Bandhistorie keine Wünsche offen.

Für zwei weitere Zugaben und ein kleines Gitarrenduell zwischen Tremonti und Kennedy kehren Alter Bridge nochmals auf die Bühne zurück. Was bleibt ist die Gewissheit, dass trotz einer soliden Rockshow eine Menge Potential verschenkt wurde. Gegen schlechte Mixe sind eben auch die Profis am Ende machtlos.

Setliste

The Writing on the Wall / Come to Life / Addicted to Pain / Ghost of Days Gone By / Cry of Achilles / Broken Wings / Crows on a Wire / Ties That Bind / Island of Fools / Waters Rising / Watch Over You / Slip to the Void / Isolation / Blackbird / Metalingus / Open Your Eyes // Show Me a Leader / Dueling Guitar Solos – Mark and Myles / Rise Today

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