Jess Glynne (live live beim SWR3 New Pop Festival, 2016) Fotostrecke starten

Jess Glynne (live live beim SWR3 New Pop Festival, 2016) © Joy Dana Görig

Schon die Eröffnung des SWR3 New Pop Festivals 2016 durch Jess Glynne ist eine großartige Show. Nach dem Special setzt dann Jamie Lawson noch eins drauf. Er wird so begeistert gefeiert, dass er eine ungeplante Zugabe geben muss.

Als erster der zehn Acts beim SWR3 New Pop Festival 2016 darf Jess Glynne das Festival eröffnen. Im ausverkauften Kurhaus von Baden-Baden ist das Publikum sofort voll dabei, als sie mit ihren vier Musikern und zwei Backgroundsängerinnen das Konzert mit "Don't Be So Hard To Yourself" beginnt. Das rhythmische Klatschen befeuert die Energie, die durch das sehr warme Kurhaus wabert.

Als dann das klassische Intro von "Rather Be" beginnt, flippt das Publikum richtig aus. Der Song von Clean Bandit, dem Jess Glynne im Original ihre Stimme und damit die Charakteristik verliehen hat, wird vom Publikum enthusiastisch mitgesungen. Die Party hat begonnen.

Live-Bläser gesucht

Nach vier Powersongs folgt die ruhigere Ballade "My Love", in der Jess Glynne ihre Stimmgewalt präsentiert. Aber schon beim nächsten Lied "Ain't Go Far To Go" werden die Beats zur Freude der Zuschauer wieder grooviger. Zu "Love Me" legt Jess Glynne mit ihren Sängerinnen eine kleine Synchrontanzeinlage ein, während der Gitarrist seine Gitarre heulen lässt.

Schade ist nur, dass sie im Gegensatz zu anderen Live-Auftritten wie beim Summertime Ball ihre Band um die dort eingesetzten Bläser reduziert hat. Die Klänge von Trompete und Saxophon werden per Band zugespielt. So fehlt es etwas an Live-Atmosphäre. Umso ärgerlicher, wenn Songs sehr von solchen Stilelementen leben.

Ein bisschen 80s-Flair

Am Ende ist es für die gute Stimmung jedoch nicht entscheidend. Jess Glynne bietet eine Stunde durchgängig hörbaren Popsound, der mit zahlreichen Soundelementen gewürzt ist, die teilweise an klassischen 80er Pop erinnern. Da hätte auch die Miami Sound Machine rund um Gloria Estefan in moderner Form auf der Bühne stehen können.

So ist es aber Jess Glynne, die sich am Ende mit ihrem großen Solohit "Hold My Hand" von einem frenetisch jubelnden Publikum verabschiedet. Ihr Auftritt ist toll, kommt aber letztlich nicht ganz an den euphorisch ausgeflippten Auftritt von Clean Bandit 2014 beim New Pop Festival heran. 

Einfühlsamer Pop von Jamie Lawson

Nach dem Special folgt das zweite Konzert des Eröffnungsabends im Theater. Der britische Singer/Songwriter Jamie Lawson betritt die Bühne und sofort steigt das Publikum auf den gefühlvollen Balladen-Pop mit rhythmischem Klatschen ein. Zu "Cold In Ohio" wippen viele Zuschauer mit den Köpfen im Takt mit. Es ist entspannter Pop mit textlichem Tiefgang. 

Das große Gefühlshighlight ist die nächste Ballade "All Is Beauty". Jamie Lawson steht allein auf der Bühne und er singt auch so, als ob irgendwo in der Einsamkeit stehen würde. Mit seiner Gitarre untermalt er hauchzart seinen Gesang. Das Publikum lauscht still und applaudiert nach den letzten Tönen frenetisch. Jamie Lawson versteht sich aber nicht nur auf gefühlvolle Balladen, sondern er spielt ebenso entspannte Songs, die für gute Laune sorgen: "Other Side Of The Day" und "Don't Let Me Let You Go" sind große Kunst.  

Eine überraschende Zugabe

Nach einer Stunde soll das Konzert langsam zu Ende gehen. Auf seinen gefeierten Hit "Wasn't Expecting That" folgt noch "Ahead Of Myself". Dabei lässt Jamie Lawson eine Songzeile immer wieder vom Publikum singen. Davon angesteckt und vom ganzen Konzert begeistert, gibt es minutenlang Standing Ovations und dann passiert etwas Außergewöhnliches.

Eigentlich sind alle Auftritte wegen der TV-Aufzeichnung auf 1 Stunde begrenzt. Doch das Publikum im Theater gibt keine Ruhe und so kommt Jamie Lawson noch einmal auf die Bühne für eine ungeplante Zugabe. Mit "In Our Own Worlds" gibt er noch eine grandiose Zugabe und verabschiedet sich für diesen Abend. Dieser Abschied dürfte aber nicht von langer Dauer sein. Denn ein Sänger dieser Qualität, der das Publikum derart begeistern kann, hat eine große Zukunft vor sich.

⇒ Zum Bericht von Tag 2 geht es hier!