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Depeche Mode (live in Mannheim, 2014) © Rudi Brand

Gibt es eine Band, die ein euphorischeres Publikum hat als Depeche Mode? Der Auftritt der Engländer in der ausverkauften SAP Arena in Mannheim versetzte die Zuschauer jedenfalls in eine nicht enden wollende Ekstase.

Die Stimmung in der SAP Arena ist bereits blendend, bevor Depeche Mode die Bühne betreten. Das liegt nicht an der amerikanischen Band The Soft Moon, die eine brauchbare Post-Punk-Imitation mit ausdruckslosem Gesang abliefert, sondern an den Fans. Sie sind wild entschlossen, aus diesem Abend eine Party zu machen.

Mit Betreten der Bühne sorgt Dave Gahan sofort dafür, dass die Party Fahrt aufnimmt. Er dreht eine Pirouette nach der nächsten, wackelt lasziv mit dem Hintern, zieht sich die Lederjacke und schließlich die Weste aus: der Jubel im Publikum ist unbeschreiblich.

Düster und euphorisch

"Walking In My Shoes" sorgt für den ersten umjubelten Mitsing-Hit des Abends. Ansonsten finden sich im ersten Teil vornehmlich düstere, langsame Songs wie "Black Celebration" wieder. Besonders gut gelingen die subtile Performance von "Precious" und die kantige Version von "Policy Of Truth".

Der zweite Teil hält dann die Megahits bereits: So oft man "Enjoy The Silence" auch hört, es ist immer ein großartiges Erlebnis diesen euphorisierenden Refrain zu erleben. "Personal Jesus" mit dem langsamen, brodelnden Intro, das plötzlich "explodiert", sorgt anschließend für einen begeisternden Abschluss des regulären Sets.

Besser als in Frankfurt

Wer Depeche Mode letztes Jahr in der Frankfurter Commerzbank Arena erlebt hat, stellt fest, dass die SAP Arena der passendere Ort für ein Depeche Mode-Konzert ist. Der Klang ist um ein Vielfaches besser und die meisten Zuschauer sitzen oder stehen näher am Geschehen.

Das Konzert profitiert zudem von der verbesserten Setlist, die "Delta Machine" weniger Raum einräumt. Begrüßenswert ist beispielsweise die Entscheidung, "Soothe My Soul", einen der Schwachpunkte in Frankfurt, durch den Klassiker "Behind The Wheel" zu ersetzen.

Das Publikum ergreift die Initiative

Außerdem verfeinert Martin Gores kurzes akustisches Set in Mannheim das Konzerterlebnis. Seine Performance von "Judas" endet damit, dass er kniend am Rand der Bühne die letzten Zeilen "If you want my love" ins Mikrofon flüstert, während die Zuschauer in lauten Jubel ausbrechen.

Damit ruinieren sie zwar Martin Gores Gag, der sein "you got to be fancy" nachschiebt und darüber lachen muss, machen es aber prompt wieder gut, indem sie den Refrain von Judas einfach weitersingen, während Dave Gahan schon wieder auf der Bühne steht. Selbst komplett durchchoregraphierte Stadionshows halten stets überraschende Momente bereit.

Die Stimmung auf dem Siedepunkt

Das Bühnenbild und die zahlreichen Videos der Delta Machine-Tour stammen übrigens von Regisseur Anton Corbijn, der Depeche Mode seit Jahrzehnten verbunden ist. Sie sind so angemessen, wie die Inszenierung einer Band nur sein kann, da sie das Konzert bereichern, aber nie überladen.

Die Zugabe hält mit "Shake The Disease" einen weiteren von Martin Gore gesungenen Höhepunkt bereit, bevor dann mit dem gewohnten Abschlussdreiklang "Just Can't Get Enough", "I Feel You" und "Never Let Me Down Again" der Abend die Stimmung nochmals den Siedepunkt erreicht.

Als sich bei "Never Let Me Down Again", zehntausende Hände synchron und doch in gegensätzliche Richtungen bewegen, ergibt das nochmals einen atemberaubend schönen Moment. So etwas erlebt man nur auf Depeche Mode-Konzerten. Wer noch nicht dabei war, hat etwas verpasst.

Setlist

Welcome to My World | Angel | Walking In My Shoes | Precious | Black Celebration | Should Be Higher | Policy of Truth | Blue Dress | Judas | Heaven | Behind the Wheel | A Pain That I'm Used To | A Question of Time | Enjoy the Silence | Personal Jesus

Zugabe: Shake The Disease | Halo | Just Can't Get Enough | I Feel You | Never Let Me Down Again

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