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Max Herre (live in Mannheim, 2013) © Jannik Rulitschka

Während nebenan in der Haupthalle der SAP Arena noch geprobt wurde, versammelte Stefan Raab ein Tag vor dem großen Hauptevent am 26. September 2013 (20:15h, Pro7) alle restlichen Künstler um sich. Dann stellten sie sich gemeinsam den Fragen der Presse.

Etwas gewöhnungsbedürftig war allerdings der Ort der Pressekonferenz. Denn die gemeinsame Präsentation von Gastgeber Stefan Raab und den versammelten Künstlern fand in einem doch recht kleinen Raum nahe der Bühne statt. So entstand aber auch schnell eine kuschelige Atmosphäre und alle Künstler waren buchstäblich zum Greifen nah. 

Zum Auftakt ließ Stefan Raab einen kleinen Film zur Einstimmung abspielen. Dieser Film enthielt auch eine Videobotschaft der bei der Pressekonferenz nicht anwesenden Vorjahressieger Xavier Naidoo und  Cool Savas, die einer anderen terminlichen Pflicht nachkommen mussten. Danach begann Co-Moderatorin Sandra Rieß mit den Einzelinterviews der verschiedenen Bands und Künstler des Bundesvision Song Contests 2013.

Im Westen nichts Neues

Dieser Satz könnte gleich für mehrere Wiederholungstäter stehen, die 2013 beim Bundesvision Song Contest an den Start gehen. So trat Pohlmann bereits 2007 für sein Bundesland Nordrhein-Westfalen an und belegte damals einen guten 5. Platz. Mit dieser Platzierung wäre er auch diesmal voll zufrieden, so seine Aussage auf Nachfrage von Sandra Rieß. Ob er es mit Atmen schaffen wird, bleibt bei dieser starken Konkurrenz abzuwarten.

Noch besser abgeschnitten hatte Bosse 2011 mit einem 3. Platz für Niedersachsen. Seine Ambitionen bei der Performance von So oder So gehen diesmal jedoch eher dahin, bei seiner extra eingeübten Tanzeinlage keinen Schuh zu verlieren oder mit einer Backgroundtänzerin zu kollidieren.  

Andere etablierte Künstler stehen aber trotz Debüt ebenso unter besonderer Aufmerksamkeit. An erster Stelle steht hier Lokalmatador Max Herre, der für Baden-Württemberg kämpft. Um nächstes Jahr den Bundesvision Song Contest wieder nach Baden-Württemberg kommen zu lassen, hat er sich mit Sophie Hunger eine charmante und stimmgewaltige Verstärkung geholt. Beide zusammen performen Fremde.

Ebenfalls zu den bekannteren Stars zählt Johannes Oerding aus Hamburg. Er erklärte bei der Pressekonferenz, dass er den Song Nichts geht mehr, den er bis auf den Refrain schon seit Jahren fertig hatte, auf besonders kuriose Weise vervollständigt hat. Denn letztlich war er es der Casinobesuch auf einem Kreuzfahrtschiff, der ihm die letzte Inspiration brachte. 

Der wilde, wilde Osten

Die für ihre Freizügigkeit schon zu DDR-Zeiten bekannten Bundesländer haben dieses Niveau bis heute größtenteils gehalten. So waren deren Statements teils mal mehr, mal weniger schlüpfrig, aber auf jeden Fall ernteten sie die größten Lacher. 

Mc Fitti antwortete auf die Frage von Sandra Rieß, wie er mit Druck umgehen könne: "Wie jeden Morgen auch". Und angesprochen auf seinen Bart stellte der Rapper aus Berlin klar, dass er sich davon höchstens wegen einer Infektion oder einem Deal mit einer Rasierapparatefirma trennen wolle. Eine von Sandra Rieß angebotene Wette, dass er sich bei einem Sieg den Bart abrasieren würde, lehnte MC Fitti dankend ab. Logisch. Denn schließlich performt er ja Fitti mitm Bart und nicht Fitii ohne Bart.

The toten Crackhuren im Kofferraum aus Sachsen waren hier ebenfalls sehr deutlich und erzählten, dass sie neben der Musik und ihrer Radioshow "Asozial Engagiert" auch eine Schlüpferkollektion vertreiben. Ob ihnen diese Popularität bei dem gesellschaftskritischen Song Ich brauche keine Wohnung irgendwie helfen wird, ist zumindest zweifelhaft.

Etwas weniger direkt, aber dafür umso witziger hatten sich Keule aus Brandenburg bereits in ihrem Vorstellungsvideo bei TV Total präsentiert. Dabei stellten sie die Vorzüge des Strohrums gekonnt zur Schau mit der Frage: Warum liegt denn da Stroh rum? Die Insider wissen, wovon die Rede ist.

Die Anspielung war auch genau so gemeint, wie Keule auf Nachfrage von regioactive bestätigte. Ihr Song Ja genau wird sicher ebenso viel Unterstützung finden wie ihn die zwei Künstler aus Berlin und Brandenburg einem anderen Großprojekt geben. Denn sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, dass durch jeden Anruf ein Teil des Erlöses dem Ausbau des Berliner Flughafens zufließen soll.

Bundesländer in der Bringschuld

Bei einem Blick auf die ewige Punkteliste stehen drei Bundesländer ganz hinten. Wenig etabliert haben sich bisher Bands aus Bayern. Dabei Abhilfe schaffen wollen Charly Bravo mit Dreckige Namen. Mit ihrem Elektropop wollen sie das Feuer der Fans entfachen.

Ebenfalls wenig berauschend waren bisher die Leistungen aus dem Saarland. Aber DCVDNS gelten bei nicht wenigen Beobachtern als Geheimfavorit. Der Songtitel Eigentlich wollte Nate Dogg die Hook singen klingt jedenfalls spannend.

Den letzten Platz der ewigen Tabelle nimmt Rheinland-Pfalz ein. Doch Mega! Mega! aus Trier brennen darauf, diesen Tabellenplatz zu verlassen. Mit Strobo treten die vier Jungs an und haben sich fest vorgenommen, auf jeden Fall nach der Show die ersten am Buffet zu sein.

Die unbekannten Größen

Die verbliebenen Künstler sind schwer einzuschätzen. Für Luna Simao aus Schleswig-Holstein wird es nicht nur der erste Auftritt auf einer so großen Bühne sein. Die 17jährige dürfte auch den Siegertitel wegen Jugendschutz nicht auf der Bühne wiederholen. Sie hat aber schon gesagt, sie setzt sich nach dem Auftritt einfach zu ihren Fans ins Publikum. Die vor allem über das Internet bekannt gewordene Luna Simao singt Es geht bis zu den Wolken

Für Thüringen, die ohne einen Sieg beim Bundesvision Song Contest dennoch auf Platz 3 der ewigen Tabelle stehen, treten Hannes Kinder & Band mit ihrem Song Déjà-vu an. Bei dieser Konkurrenz werden sie es jedoch schwer haben, diesen Platz zu halten.

Wenig erwarten auch De fofftig Penns aus Bremen mit ihrem plattdeutschen Song Löppt. Die Jungs sehen das aber locker und meinten dazu, dass der Vorteil bei einem derart unverständlichen Gesang ist, dass sie sich keine Gedanken über den Text machen müssen.

Eine ganz besondere Promotour haben die "Voice of Germany"-Kandidaten von Sing um dein Leben hinter sich. Sie haben als Kandidat für Hessen einfach einen Tourbus gemietet und sind quer durch das Bundesland gefahren, haben hier und da angehalten und kleinere Spontankonzerte gegeben. Dabei performten sie auch ihren Wettkampfsong Unter meiner Haut.   

Bei der Pressekonferenz leider noch wenig aufgefallen sind Adolar aus Sachsen-Anhalt, die mit Halleluja ins Rennen gehen und auch die Jungs von Guaia Guaia aus Mecklenburg-Vorpommern, die mit Terrorist das Publikum zur Explosion bringen wollen. Vielleicht schlagen beide bei der Show umso heftiger zu.

Kommentare von Stefan Raab

Auf unsere Nachfrage, wie Stefan Raab das Teilnehmerfeld dieses Jahr einschätzt, konnte er keine eindeutige Antwort geben. Seiner Meinung nach wird es unter anderem interessant sein, wie die über das Internet bekannt gewordenen Künstler es schaffen, ihre Fans für das Medium Fernsehen zu mobilisieren. Bevor er seinen abschließenden Tipp abgibt, wartet er immer die Proben ab, um zu sehen, wie die Künstler auf der großen Bühne wirken. 

Eine weitere Frage der Kollegen, ob es nicht unfair sei, dass etablierte Künstler gegen unbekannte Nachwuchskräfte antreten, konterte Stefan Raab dagegen überzeugend. Zunächst hätten Künstler wie Flo Mega 2011 auf Platz 2 oder Laing 2012 mit ebenfalls Platz 2 bewiesen, dass sie konkurrenzfähig sind. Außerdem würden alle Künstler durch dieses Sendeformat profitieren, denn ihr Bekanntheitsgrad steigt enorm.

Auch kritische Fragen hinsichtlich der schlechten Quote vom letzten Jahr konterte Stefan Raab grinsend mit dem Statement: Prosieben sei das Image wichtiger als die Quote.