David Gilmour (live in Wiesbaden, 2016)

David Gilmour (live in Wiesbaden, 2016) © Peter H. Bauer

Ein trauriger Anlass bringt eine tot geglaubte Band zurück. Acht Jahre nach dem mehr oder weniger offiziellen Ende von Pink Floyd, haben David Gilmour und Nick Mason nun einen Antikriegs-Song veröffentlicht - das erste neue Lied seit 1994.

David Gilmour hatte Pink Floyd 2014, nach dem Erscheinen von "The Endless River" eigentlich endgültig auf Eis gelegt. Ein Jahr später ging er auf Solotour, während Nick Mason sich mit  "Saucerful of Secrets" seine eigene Pink Floyd Tribut Band aufgebaut hat.

Doch manchmal benötigt es unvorhergesehene, dramatische Situationen, um alte Bandkollegen doch noch einmal zusammenzuführen. Vollkommen unerwartet gab die Band via Instagram und Facebook bekannt, dass Pink Floyd mit "Hey Hey Rise Up" einen neuen Song veröffentlichen.

In den letzten Tagen veröffentlichte David Gilmour auf seinen Social Media Kanälen Bilder, die ihn im Studio zeigen, aber die meisten Fans vermuteten, er arbeite an einem neuen Soloalbum.

Dass der 76-jährige tatsächlich unter dem Pink Floyd Banner zusammen mit Nick Mason einen neuen Song veröffentlicht, ist eine echte Überraschung.

Unkonventionell

Das Lied selbst ist eher unorthodox entstanden und vor allem für Gilmours Verhältnisse in Lichtgeschwindigkeit. Aufgenommen wurde das Lied am 30. März 2022. Der bekannte ukrainische Sänger Andriy Khlyvnyuk von der Band BoomBox, sang kurz nach Beginn des Krieges auf dem Sofiyskaya Platz in Kiew das ukrainische Volkslied "Oi u luzi chervona kalyna" (Oh, roter Schneeball auf der Wiese) und teilte ein Video davon via Instagram.

Das Video verbreitete sich schnell weltweit. David Gilmour und Nick Mason nahmen daraufhin den Gesang des Videos und komponierten dazu eine instrumentale Begleitung. Ebenfalls beteiligt waren Guy Pratt (Bass) und Nitin Sawhney (Keyboard), ein Spezialist für die Nutzung externer Quellen. Er hat bereits vor einigen Jahren Interviews von Nelson Mandela musikalisch verarbeitet.

Auf der offiziellen Pink Floyd Homepage erklärt David Gilmour die Entstehung. BoomBox, aber nicht Andriy, hatte er bereits 2015 bei einem Benefizkonzert in London für eine inhaftierte weißrussische Band kennengelernt. Da Andriy Visa-Probleme hatte, begleitete ihn der Rest der Band bei seinem Auftritt.

Nach Kriegsbgeinn fand Gilmour heraus, dass Andriy eine US-Tour mit Boombox abgebrochen hatte, um sich freiwillig zur Armee zu melden. Gilmour berichtet weiter: "Dann sah ich dieses unglaubliche Video von ihm auf dem Platz in Kiew mit dieser wunderbaren goldbesetzten Kirche im Hintergrund und er singt in einer völlig ruhigen Stadt, ohne Verkehr oder Hintergrundgeräuschen dieses Lied. Das war ein beeindruckender Moment für mich, so dass ich unbedingt dazu etwas komponieren musste."

Während der Arbeit an der Musik konnte Gilmour mit dem Sänger sprechen. Er lag in einem Krankenhaus in der ukrainischen Hauptstadt um sich von einer Verletzung durch eine Mörsergranate zu erholen. "Ich habe ihm ein wenig von dem Song durchs Telefon vorgespielt und er gab mir seinen Segen. Wir beide hoffen, dass wir in der Zukunft einmal direkt miteinander arbeiten können"

Das Video zu "Hey Hey Rise Up" wurde vom Regisseur Mat Whitecross am gleichen Tag der Aufnahme produziert.

Einen derart aktuellen und politischen Song zu veröffentlichen, ist man von David Gilmour eher nicht gewöhnt. Doch er hat eine persönliche Beziehung zur Ukraine, da sein Adoptivsohn Charlie mit der ukrainischen Set-Designerin Janina Pedan verheiratet ist. Dies dürfte auch der Grund gewesen sein, den Song unter dem Banner "Pink Floyd" zu veröffentlichen. Die Aufmerksamkeit ist einfach größer, als bei der Veröffentlichung eines Solosongs.

"Ich hoffe, [das Lied] wird breite Unterstützung und Publicity erhalten. Wir möchten die Moral stärken und gleichzeitig Spenden für humanitäre Zwecke sammeln. Wir möchten unseren Support für die Ukraine ausdrücken und zeigen, dass der Großteil der Weltbevölkerung denkt, dass es ein Fehler ist, wenn eine Supermacht in ein unabhängiges, demokratisches Land einmarschiert, wie die Ukraine es ist." schreibt David Gilmour.

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