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Michael Damboer, Inhaber der Sportschule Hanuman (2016) © Felix Huth

Muay Thai-Trainer Michael Damboer ist Gründer und Inhaber der Sportschule Hanuman und maßgeblich für die Verbreitung von Muay Thai in Mannheim verantwortlich. Wir sprachen mit ihn über seine ersten Kontakte mit dem Kampfsport und seine aktuellen Projekte wie die Fight Night Mannheim.

regioactive.de: Bevor wir tiefer einsteigen, müssen wir zunächst klären, was Muay Thai ist.

Michael Damboer: Übersetzt bedeutet der Begriff Thailändisches Boxen. Im Gegensatz zum klassischen Boxen dürfen Ellenbogen, Knietechniken und Kicks eingesetzt werden, zudem ist im Stand die Verwendung von Ringertechniken erlaubt. Muay Thai ist der thailändische Nationalsport und wird seit hunderten Jahren ausgeübt. Ursprünglich handelte es sich um militärischen Nahkampf, aus dem im frühen 20. Jahrhundert vermutlich auch durch Einfluss der Engländer ein Sport wurde. Die Bedeutung des Sports in Thailand kann man mit einem Vergleich gut verdeutlichen: In den USA gibt es 6.000 Profiboxer, in Thailand 60.000 Muay Thai-Kämpfer.

regioactive.de: Wie kamst du dazu, dich mit Muay Thai zu beschäftigen?

Michael Damboer: Mein Nachbar hat den Sport ausgeübt und mich einmal mitgenommen. Das war Mitte der 90er. Ab dann bin ich direkt dabei geblieben.

regioactive.de: Wie hat es sich diese Leidenschaft weiter entwickelt?

Michael Damboer: Als ich zum Studium nach Mannheim kam, hab ich versucht weiterhin aktiv zu bleiben und festgestellt, dass es hier damals keine Möglichkeit gab, Thaiboxen auszuüben. Mannheim war zu dem Zeitpunkt eine Kickbox-Hochburg. Ich habe eine Gruppe von Leuten gefunden, die Muay Thai in einer Sportschule gemacht haben und mich ihnen angeschlossen. Als der Trainer keine Lust mehr hatte, habe ich seine Position übernommen.

regioactive.de: Wie entstanden daraus die Thai Bombs Mannheim?

Michael Damboer: 1997 haben wir uns entschlossen einen Verein zu gründen, die Thai Bombs Mannheim. Ich habe parallel dazu weiterhin in Heilbronn trainiert und schließlich die Trainerausbildung gemacht. 2004 habe ich das Hanuman-Gym gegründet, ursprünglich in B7. Fünf Jahre später haben mein ehemaliger Schüler und jetziger Partner Priest West und ich uns zusammengetan und sind seitdem hier in S6, 9.

regioactive.de: Wie würdest du sagen hat sich Thai-Boxen in Mannheim inzwischen entwickelt?

Michael Damboer: Es gibt noch viele andere Schulen hier. Unsere Sportler treten zwar gegeneinander an, somit ist es auch Konkurrenz, abseits davon geht es uns aber um Kooperation.

regioactive.de: Sind die anderen Schulen denn beständig?

Michael Damboer: Ja, absolut. Die Entwicklung einer Schule hängt auch immer von der Trainerpersönlichkeit ab. Manche Leute kommen mit meinem Stil nicht klar, andere mit dem von anderen Trainern, das ist individuell. Wir sind ein großes Gym, weshalb ich nicht immer so viel Zeit habe, auf jeden Einzelnen einzugehen. Aber das heißt nicht, dass wir keine individuellen Trainingspläne erstellen. Außerdem sind wir ja zu Zweit und verfügen über eine großen Stamm an Co-Trainerinnen und Co-Trainern.

regioactive.de: Würdest du sagen, dass ihr der Nukleus der Szene hier in Mannheim seid?

Michael Damboer: Für Thai-Boxen würde ich das so sagen, ja. Es gab auch vor uns Schulen, die Thai-Boxen gemacht haben, aber wir haben es groß auf das Parkett gebracht.

regioactive.de: Ihr organisiert die Fight Night Mannheim. Was kannst du dazu sagen?

Michael Damboer: Ein wichtiger Aspekt ist das Vermitteln einer Kampfsportkultur, wie es sie im asiatischen Raum gibt. Dazu gehört Respekt vor dem Gegner. Im westlichen Kampfsport geht es um den Sieg. Im Muay Thai geht es um das Kämpfen selbst. In Thailand sieht man nicht zwingend den Sieger als den besseren Kämpfer an, sondern den, der schöner gekämpft hat und technisch besser war.

regioactive.de: Von dieser westlichen Siegermentalität wollt ihr weg?

Michael Damboer: Richtig. Wir wollen bei der Fight Night schöne Kämpfe haben, keine langweiligen Erstrunden-K.O.s

regioactive.de: Demnach ist die Fight Night keine Veranstaltung, die euch nur bekannter machen, sondern auch eine Kultur vermitteln und Muay Thai auf hohem Niveau zeigen soll?

Michael Damboer: Wir sind ein breit aufgestellter Verein, in dem es alles von Anfängern bis zu Leistungsträgern gibt. Die Fight Night ist dazu da, das Top-Niveau unseres Vereins zu präsentieren. Genauso veranstalten wir auch Newcomer-Turniere oder kleinere Galas.

regioactive.de: Die Fight Night ist aber dennoch das Hauptevent?

Michael Damboer: Ja, schon wenn man sich zum Beispiel die Sponsoren ansieht. Außerdem treten dort die besten Kämpfer der Region, auch aus anderen Gyms, auf internationalem Niveau gegen Athleten aus aller Welt an. Daher lockt die Fight Night regelmäßig 1.500 bis 2.000 Zuschauer an. Wer sich davon selbst überzeugen will: Die nächste Fight Night findet am 8. Oktober in der GBG Halle Mannheim statt

regioactive.de: Welche anderen Veranstaltungen gibt es bei euch außerdem?

Michael Damboer: Wir haben beispielsweise mehrmals in der Alten Seilerei und einmal in der Jungbuschhalle den Sunday Fight Club veranstaltet. Das war eine kleine Gala mit ungefähr 500 Zuschauern für Kämpfer, die über den Amateurstatus hinaus waren und vielleicht später einmal zur Fight Night passen werden. Insgesamt organisieren wir im Jahr vier Veranstaltungen.

regioactive.de: Was sollte jemand tun, der Muay Thai gerne einmal ausprobieren würde?

Michael Damboer: Einfach vorbeikommen und das Training mitmachen. Sinnvoll sind 19 Uhr am Montag und 18 Uhr am Freitag, weil dann jeweils die Basis-Grundschule stattfindet. Bis auf Wettkämpfer trainieren alle Gruppen zusammen, aber die Grundlagen eignen sich am besten für Einsteiger. Man kann bei uns zwei Wochen kostenlos Probetraining machen.

regioactive.de: Habt ihr aufgrund jüngster Vorkommnisse einen Ansturm von Leuten erlebt, die wegen Selbstverteidigung zu euch kommen?

Michael Damboer: Ja, es gab viele Anfragen. Priest und ich sind allerdings beide der Meinung, dass es nicht seriös ist, mit Angst Geschäfte zu machen und deshalb gab es bei uns keine spezifischen Angebote dahingehend. Thaiboxen eignet sich sehr gut zur Selbstverteidigung, wenn man es kann. Zwischen einer Trainingssituation und einer tatsächlich gefährlichen Situation gibt es aber große Unterschiede. Wir verkaufen den Leuten keine Sicherheit, sondern betreiben Kampfsport. 

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