Karlstorbahnhof Heidelberg (Pressefoto, 2011)

Karlstorbahnhof Heidelberg (Pressefoto, 2011) © Klara Rosa

Mit einer Petition im Internet richten sich die Betreiber des Karlstorbahnhofs an ihre Unterstützer. Die Weiterführung des Betriebs sei unter den gegebenen Bedingungen nicht möglich. Nun wird nach Lösungen gesucht.

Der Karlstorbahnhof ist nicht von der Schließung bedroht, es gibt ein anderes Problem: die vorherrschenden Kapazitäten sind ausgeschöpft. Der Karlstorbahnhof, der bis weit über Heidelberg hinaus beliebt und anerkannt ist, lebt von seinem spartenübergreifenden Konzept. Doch Theater, Kino und Konzerte sind im jetzigen Gebäude schwer nebeneinander zu betreiben. Aufgrund der nicht ausreichenden Dämmung können Konzerte erst ab 21 Uhr beginnen. Ein weiteres Problem: Nur 220 Sitzplätze sind zugelassen.

"Weiterführung nicht denkbar"

Deutlicher noch formuliert es die Geschäftsführerin der Heidelberger Kulturstätte: "Wir können die gewohnte Qualität und unser inhaltlich vielfältiges Programm im jetzigen Gebäude nicht mehr anbieten“, meint Ingrid Wolschin. Ein Weiterführen des Karlstorbahnhofs unter den jetzigen Bedingungen sei so nicht denkbar, so die Geschäftsführerin weiter.

Sprichwörtlich platzt der Karlstorbahnhof aus allen Nähten. Das ist schade, denn die Fans der Kulturstätte zieht es aus der ganzen Region nach Heidelberg. Die Macher erhielten viel Anerkennung, beispielsweise den Spielstättenprogrammpreis der Initiative Musik. Dass diese ausbleiben könnte, befürchtet nun Wolschin. Viele renommierte internationale Künstler kämen nicht zum Karlstorbahnhof, wenn die Kapazitäten weiterhin beschränkt blieben. Für die Macher des Karlstorbahnhofs ist das gleichbedeutend mit dem Aus.

Zwei Optionen: Umbau oder Umzug

Wie also soll es weiter gehen? In der aktuellen Diskussion stehen zwei Optionen: Ein kostspieliger Ausbau des Gebäudes, für den bereits ein Entwurf vorliegt. 11 Millionen Euro müssten investiert werden – eine gewaltige Summe. Zum Vergleich: der Umbau der halle02 kostet (unter anderen Bedingungen) voraussichtlich weniger als 5 Millionen Euro. Der Vorteil: der althergebrachte Standort könnte erhalten werden.

Die Alternative besteht im Umzug des Karlstorbahnhofs in einen Neubau auf Konversionsflächen. Im Gespräch sind die ehemaligen Stallungen der US-Streitkräfte. Im Auftrag des Gemeinderats ermittelt die Verwaltung die Kosten in einem Gutachten, das in wenigen Wochen vorliegen soll. Bislang halten sich die Entscheidungsträger bedeckt, keine Fraktion im Gemeinderat hat sich offiziell geäußert.

Aufmerksamkeit durch eine Petition

Geschäftsführerin Ingrid Wolschin hofft auf eine Entscheidung über die Finanzierung des Umbaus oder des Umzugs zum nächsten Doppelhaushalt. Um den Gemeinderat der Stadt Heidelberg zu überzeugen, dass das kulturelle Leben von Heidelberg ohne den Karlstorbahnhof ein Stück seichter werden würde, schalteten die Verantwortlichen die Online-Petition. "Offen bleiben – die Initiative für den neuen Karlstorbahnhof" sammelt fleißig Stimmen.

Dabei geht es nicht darum, dass der Karlstorbahnhof vor der Schließung stünde, es geht um die Weiterführung einer beliebten und anerkannten Kulturmarke. Wenn Kino, Theater und Konzerte sowie die berühmten Reihen des Karlstorbahnhofs weiterhin bestehen bleiben sollen, ist eine neue räumliche Lösung unabdingbar. Bisher sind es bereits über 1100 Stimmen, 1.800 sollen zusammenkommen. "Leider zählen nur die Stimmen derjenigen, die auch aus Heidelberg kommen", muss Wolschin einräumen. Diese betragen derzeit knapp 550. Dennoch, so die Geschäftsführerin, freuen sich die Macher des Karlstorbahnhofs über jede Stimme, die das Projekt unterstützt.

Der Gemeinderat muss entscheiden

Die Petition stellt keine konkreten Forderungen, vermutlich um die Entscheidungsträger nicht unter Druck zu setzen. Allerdings wird schon im Titel deutlich, dass die Betreiber in einer schlichten Weiterführung keine Option sehen. Ein "neuer" Karlstorbahnhof muss her. Nur wie? Und wo?

In Kürze wird sich der Heidelberger Gemeinderat mit der Angelegenheit befassen. Angesichts der Komplexität des Problems und der beträchtlichen Kosten ist keine schnelle Lösung zu erwarten.

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